Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung

32 Sadismus, Masochismus in: Kultur u. Erziehung.

ich ihm klar zu machen suchte, daß es bei ihm gewiß auf:eine schlechte Gewohnheit ankomme; welche er sich’abzugewöhnen ‚habe; es gelang mir aber nur sehr langsam ihn.in einen ruhigeren ‚Zustand zu bringen, denn seine Nervosität war so fortgeschritten, ‚daß er..nie ruhig stehen konnte, und seine Hände entweder am Munde beim Nägelkauen waren, oder in den Hosentaschen sich bewegten. Einst, nachdem alles Reden wegen des Fingerkauens nichts genützt hatte, gab ich ihm einen leichten Klaps auf seine Finger;: sofort ergriff er meine Hand und .. . —:bedeckte sie mit Küssen, so daß ich vor Staunen einige Sekunden stumm blieb, seitdem versuchte er das zu tun überall, wo er nur meine Hand erwischen konnte, ungeachtet meiner Ermahnungen, ungeachtet der Strafarbeiten, bis ich endlich ihm drohte, ihn vollständig von meiner Gesellschaft auszuschließen; das half dann, obzwar Rückfälle doch eintraten. Überhaupt konnte ich nur durch letztere Androhung: seine exzentrischen Ausfälle dämmen. — 28

Einst, während wir ein großes Hotel in der Schweiz bewohnten, fiel es mir auf, daß der Junge, statt des privaten Aborts gegenüber seinem Zimmer, täglich vor dem Essen den allgemeinen Abort im Parterre aufsuchte. Ich befrage ihn. Nach augenscheinlicher Unruhe fragt er mich, warum ich :ihn darnach frage, da ich doch schon ohne zu fragen alles über ihn wisse; er war nämlich dieser Meinung, dank welcherich so manches erfuhr, ‘was ich sonst nicht erfahren hätte; er gestand daß er unbemerkt die männlichen Geschlechtsteile. betrachte, was ihm Vergnügen mache. Nun wollte ich in Erfahrung bringen, wann ungefähr der masochistische Trieb: in ihm erwacht war. Ich fragte seinen Bruder, ob der Kleine es denn immer gern gehabt habe geschlagen zu werden; da erzählte er mir, er erinnere sich, wie vor etwa drei Jahren ihr Diener einen kleinen Hund, welcher die Zimmer beschmutzt hatte, zwischen die Beine genommen. und mit einem Klopfer geschlagen habe; gleich darauf habe sein kleiner Bruder den Diener gebeten ihn überzulegen und ebenfalls zu strafen. — Was seine Vorliebe für das Gesäß anbetrifft, so gelang es mir zu erfahren, daß die zwei Brüder jeden Morgen den Ältesten, (welcher 14 Jahre alt war und vor'einem halben Jahre gestorben war), der: einen