Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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eifrigen und gewandten Maun von dg ab in raſh zunehmendem Maße in Anſpruch; vielfach ergänzten ſie ſich oder griffen in einander über. Ausgangspunkt ſeiner Tätigkeit war nah wie vor die Überwachung der Neutralität der Schweiz. Er benußte ſie, um zunächſt einen ausge= zeichneten Aufklärungsdienſ für die Armee zu organiſieren, beſſer als die Generale ihn einzurichten vermochten; denn dieſen war der Strom für das Rekog= noszierungsweſen ebenſo hinderlich wie für den Übergang ganzer Abteilungen. Bald wurde Bachers Agentur der Mittelpunkt eines weit über das feindliche Gebiet verzweigten Spionageſyſtems. Ex bediente ſich dafür kleinerer Leute, die Zutritt zu den Hauptquartieren und Feldlagern hatten, wie Metzger, Lebensmittelhändler, herumziehender Krämer und Fuhrunternehmer. Zur Ausführung größerer Aufträge benutzte er reiſende Kaufleute oder nahm dazu eigene Reiſende in ſeinen Dienſt. Dieſe Leute ſandte er durch das ganze feindliche Gebiet, den einen 3. B. von Rheinfelden dur< den Schwarzwald hinab na< Frankfurt, den anderen von Frankfurt nah dem Niederrhein, einen dritten zur Erkundung der Magazine den Main aufwärts bis Regens-= burg, einen vierten zur Beobachtung der Transporte durch Vorderöſterreich nah Tirol und JFtalien. Einmal benußte er ſeine Sendlinge ſogar dazu, um unmittelbar die Kriegführung vorzubereiten. Durch ſeine Emiſſäre ließ er nämli<h Flugſchriften in öſterreichiſhem Gebiet am Oberrhein verteilen, die die Leute vor der Stellung zum Landſturm warnten und zum Abfall von den Tyrannen aufforderten. 1) Die Öſterreicher hatten nämlich beim Herannahen der Franzoſen, da ſie zur Deckung ihrer Landes nur ſchwache Heeresabtei= lungen zur Verfügung hatten, Landmilizen zu ſammeln angefangen. Unter dem Eindru> des von den Franzoſen zuſammengeſchoſſenen Alt = Breiſach waren die Bauern vielfach willig, andere aber widerſetzten ſich, aufgereizt durch die fortwährenden Requiſitionen und Einquartierungen der öſterreichiſchen Armee. Sie vermuteten dahinter die Abſicht neuer Aushebungen oder gar die Wiedereinführung der bäuerlichen Leibesabhängigkeit.?) Dieſe Mißſtimmung wollte Bacher ausnüßen. Daß ſeine Bemühungen nicht ohne Eindru> blieben, beweiſt der Umſtand, daß der öſterreichiſche Conſeß im Breisgau zur Feſtſtellung der Leute, die falſche Gerüchte über den Landſturm in Umlauf ſetten, eine Prämie von 1000 Dukaten ausſhrieb und dabei hauptſächli<h vor einer Schrift warnte, die in Baſel gedruct wurde, worin „die Deutſchen von ihrer Erhe= bung in Maſſe abgewarnt und zur Betreibung des Friedens bei ihrem Landes= herrn mit dem Beiſaße aufgefordert wurden, ſich im Notfalle des tyranniſchen Joches derſelben zu entledigen und den Frieden ſelber zu machen.“ 3)

1) Bacher an Buchot 19. Funi 1794. A. 8, 446. Kaulek IV, 150. ?) Bader, die alten Landſtände im Breisgau, 262 ff. ?) Bader 263 fff. Summerau an den Conſeß zu Freiburg i. Br. 22. Aug. 1794.