Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)
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Hand in Hand mit dem militäriſchen Aufklärungsdienſt ging in Bachers Bureau die Einrichtung des diplomatiſchen Geheimdienſtes. Jm Unterſchied von jenem lag bei dieſem der Schwerpunkt in der Gewinnung von Korreſpondenten. Eine Liſte der geheimen Ausgaben vom 3. frimaire IV gibt uns den verhältnismäßig vollſtändigſten Aufſchluß darüber, zu welchen Kreiſen Bacher ſich Zutritt verſchaſſte. !) Neben den Agenten franzöſiſcher Nationalität, die ihm unterſtellt waren, finden wir als Korreſpondenten eine adelige Dame -- (wie deutſche Adelige denn wiederholt unter ſeinen Berichterſtattern anzutreffen ſind), franzöſiſche Emigranten, die im Korps Condé dienten, ?) auch öſterreichiſche Offiziere und ſogar Sekretäre deutſcher Fürſtenhöfe. Außer ihren Meldungen überſandte er regelmäßig auch noch zeitungsmäßige, keinen Geheimcharafter tragende Bulletins nach Paris.
Seiner natürlichen Anlage gemäß beſchränkte ſich Bacher indeſſen nicht auf die einfache Beſchaffung und Weitergabe der Nachrichten, er ergriff auch häufig das Wort zur ſelbſtändigen Meinungsäußerung in ausführlichen Berichten. Mehrere davon beziehen ſich auf die Lage in der Schweiz, andere bilden eine ergiebige Quelle für die Kenntnis des Heerweſens der damaligen Zeit und die Geſchichte der Koalitionskriege. Gerne lieferte er Mitteilungen über die Volfksſtimmung in Südweſtdeutſchland, zumal im heutigen Baden. Beim erſten Aufflammen der Revolution in Frankreih waren auh Funken in die Bevölkerung des Schwarzwaldgebiets gefallen. Jun den geiſtlichen Territorien dort herrſchte eine Zeitlang eine beängſtigende Unruhe, die Bauern machten hier und dort allerhand vorgebliche oder wirkliche Rechte, meiſt Waldrechte, geltend. Der einzige ſtärkere geiſtliche Herr der Gegend, der Straßburger Biſchof, ward durch die elſäſſiſchen Wirren in Anſpruch ge= nommen, ſein Landvogt trat ſchwächlih auf. Unter dieſen Umſtänden griff die Bewegung auch in die Markgrafſchaft Baden und in den Breisgau über. Nun jedoch drüctte Markgraf Karl Friedrich ebenſo beſonnen wie nachdrücklich ſie nieder, die öſterreichiſche Verwaltung folgte ſeinem Beiſpiel, auh in den geiſtlichen Gebieten wurden die Störenfriede von beider Truppen zur Ruhe gebracht. Seitdem war die Gefahr einer Revolution beſchworen. Die franzöſiſchen Agenten wollten das allerdings nicht begreifen, und“ auch Bacher berichtete fortwährend über Fortſchritte der revolutionären Jdee im Schwarzwald,
1) Dépenses secrettes pour le service des armées depuis le 1 germinal jusqu’au 30 fructidor 8. année républicaine. Bacher an C. d. S. p. 3 frimaire IV. (1795). — Vgl. Kaulek IV, 238f. über ein Gutachten Bachers betr. Geheimdienſt.
?) A. S. 440, Kaulef TI, 276: Afffaires militaires, Nouvelles d’Allemagne „Remis au citoyen Bacher par un émigré dont il se sert pour savoir ce qu’il se passe de l’autre côté du Rhin. Ce rapport est exagéré et erroné dáns quelques points.“ — Über den Emigrant Coney vom Korps Condé ſiehe Bacher an Deforgues 8 pluviòse [27. Fanuar 1794]. A. S. 443. Kaulef TI, 372.
Straßburger Beiträge. TIT. 1. 2