Vorlesungen über eine künstige Theorie des Opfers oder des Kultus : zugleich als Einleitung und Einladung zu einer neuen mit Erläuterungen versehenen Ausgabe der bedeutendsten Schriften von Jacob Böhm und S. Martin

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oder der Sohn mit dem Gefchöpf vermengt werben dürfen; wie denn Vaulus von dem durch Chriftus offenkundig wordenen Geheimniffe jpricht, daß Gott der Vater Alles zu, für ımd in feinem Sohn erfchaffen hat, oder daß die EvoTution des Lebens des freien Gefchöpfs jener des Lebens Gottes Selber conform und gleichjam (in ihrer Normalität) nur das Nachbild der leteren feyn fol und Fann, indem daflelbe hiemit der ewigen Sohnesgeburt theilhaft, nicht etwa Theil derjelben wird. Mie nämlich diefe Kreatur nach ihrem Urz fand aus jenem fchaffenden (wor und außer diefem Scdaffen feinen Sohn gebärenden) Vaterwillen, ihren eigenen Willen in diefen wieder frei eingibt, fo wird diefelbe auch) hiemit der Gebärung ;diefes Willens oder der Selbitevolution und Selbjtintegration Gottes, oder, wie die Schrift fagt, der Kindichaft Gottes theilhaft, denn nicht als Kind Gottes, fondern zur Kindjchaft Fonnte fie nur gejchaffen werden.

Diefes gilt von der Freiheit des Menjchen gegen Gott fowohl, als gegen fich, gegen andere Menjchen und die Natur, weil der Menjch zu diefen allen immer jo jteht, wie er zu Gott fieht. Was man nämlich Gottlojigfeit der Kreatur nennt, it zwar ein Sicylosjfagen von dem feinen Sohn gebärenden Vater und alfo von jenem, nicht aber ein Logswerden vom fchaffenden Bater, gegen welchen die Kreatur hbiemit eben unfrei wird, und welche Unfreiheit wieder der Stachel ihres Gotteshajfes und ihrer Empörung it.

Mit diefem Verftandnig des Dogmas des Genitor und Genitus, und nur mit ihm allein, jind wir nun im Stande, das Mefen des Evolutionismus des religiöfen Lebens in der freien Kreatur, fo wie dad Unmwejen des Nevolutionismus defjelben zu begreifen.

Namlih: 1) Wie man fagen muß, daß Gott jich mur durch feinen Sohn befeligt, den Er ji) eingebiert, jo muß