Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

95

ſtrengen Geruch der Blätter, wie die übermäßige Hie im Quartiere niht ertragen und entſchloß mich deshalb unter einem großen, ſhügenden Maulbeerbaume ‘vor der Thüre des Hauſes auf einem etwas geordneten Steinhaufen mich zu betten, wobei ih namentlich durch. die friſche reine Luft mein ſehr erhißtes Blut abzukühlen hoffte. Der treue Spiro legte ſh dicht neben mich, um mich zu bewachen. Jhm konnte ih mih ruhig zum Schuße Überlaſſen, denn ſeine Aufmerkſamkeit und Sorgfalt war mir chon lange nicht entgangen und ſeine Gewiſſenhaftigkeit, mit der er auf meiner ganzen Reiſe meine Perſon, wie meine Sachen wahrnahm, fann ih nicht genug rühmen. Seine Augen und Ohren hatte er überall Und oft wehrte er dur<h bittende oder dur Scheltworte die Zudringlichkeit neugieriger Montenegriner ab. Da auch der Capitain mein Bivouac vor dem Hauſe in Spiros Geſellſchaft für ungefährlih hielt, und die Thüre des Hauſes, welche gegen uns gerichtet war, außerdem offen blieb, legte ih mich ruhig nieder. Petrarca hatten dennoch einige Sorgen nicht ruhen laſſen; dreimal war er in der Nacht nach uns ſehen gekommen.

Siebenter Tag.

Gegen vier Uhr Morgens erwachten wir und brachen auf. Zu FrühſtÜ> gab es für mich vorläufig, da mir Branntwein nicht zuſagte, nichts, bis endlich an einem Hauſe, wo die Kuh eben ausgetrieben werden ſollte, noh etwas friſ<h gemolfene laue Milch, reichlich mit“ Kuhhaaren verſe6t, aus Güte überlaſſen wurde. Eben daſelbſt nahm der Capitain noh drei wohl bez waffnete Montenegriner mit, die uns unter ſeinem Kommando de>en ſollten, denn heute wollten wir türfkiſ<h Antivari ſehen. Berg auf, Berg ab, über Feld und Thal gings an Abgründen vorbei nnd dur<h Sturzbäche. Wiewohl es mir Anfangs unter den vielen geladenen Flinten und Piſtolen nicht beſonders heimlih ſcheinen wollte, da ehe man ſichs verſah, bei ſo ungebahnten Wegen und beim Klettern und Springen durch zufälliges Ans ſchlagen ein Gewehr losgehen fonnte, ſo überzeugte ih mi