Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

98

mitgebrachten, ſi< zunächſt eine finden. Manche Formen ſind, wenn niht ganz abweichend von den bekannten, ſo doch wenigſlens ziemlich verſchieben von ihnen.

Zur näheren Schilderung der Stelle des Gebirges, auf welcher wir ſammelten , bemerke ih, daß wir an der äußerſten ſüdlichen Grenze des Landes auf einem, Montenegro und türkiſch Albanien ſcheidenden Höhenzuge uns befanden, der eine Einſattelung bildete zwiſchen der weſtlihen, die Ausſicht auf das adriatiſhe Meer benehmenden Bergkette, welche ſi<h bis nah dem Lovchien zog, und den öſtlichen Gebirgskuppen vor dem See von Scutari, unter denen der aſchgraue, ja faſt ſhwärzliche Sutorman culminirte. Es führte dieſer niebriger gelegene Paß aus dem langen, von der Ebene bei Boljevicha beginnenden, und hinter Limliani noh immer fort aufſteigenden Thale nach türkiſch Albanien hinüber. Der nah Süden liegende Abhang des Paſſes gehörte ſhon den Nachbarn, während unſer Standpunkt die ſtreitige und gefährliche Mitte bildete, auf welche ſh Niemand gern wagte.

Auf die Sutorman Kuppe ſelbſt konnten wir, um der bez deutendern Entfernung willen, ſo {nell niht hinauffommen;z auch war ihr kahles Geſtein durchaus nicht lo>end, weshalb ich denn einen weſtli<h vor uns liegenden Berg zu beſteigen beſchloß, theils um ſeine Flora etwas näher zu unterſuchen, theils um einen freieren Bli> auf Albanien und die Umgegend zu gewinnen, die das weiteſte Ziel meiner Reiſe in Montenegro bildete. Der Capitain hielt es für beſſer mit einem Montenegriner unten bei dem Gepä>e zurü>zubleiben, wobei er zugleich mich und meine Begleiter, ſobald wir erſt dur<h das Gebüſch den fahlern Berg hinauf kletterten, mit den Augen verfolgen konnte. Petrarca bat ih auh unten zu bleiben und ſtatt des anſtrengenden Bergſteigens lieber im Schatten und kühlen Graſe noh den Reſt der geſammelten Pflanzen einzulegen. Spiro jedo<h und die zwei übrigen Begleiter ſolgten mir.

Wir mußten uns bei der Menge der gefundenen Pflanzen darauf beſchränken nur eine gewiſſe Anzahl derſelben aufzuheben, ſonſt hätten wir, weder für die noh zu erwartenden Plaß behalten, noh wären wir je den vor uns aufſteigenden Berg hinaufgekommen;z denn dieſer wurde, ſe näher wir kamen, deſto