Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

110

um uns her, und viele von ihnen beſuchten uns. Petrarca und ih, verſuchten wiederholentli<h unſern Montenegriner zu ermuntern und zum Aufbruche zu bewegen; allein vergebens, da half fein Bitten und Schelten, wir mußten uns beruhigen. Ja als {hon der Morgen graute und der Himmel ſich röthete, ſchienen unſere Bootsleute mit dem Winde vollends Complott gemacht zu haben, und nicht eher abrudern zu wollen, bis er gewichen ſei. Sei es, daß für unſer Fahrzeug wirklich etwas zu befürchten war, oder, daß ſie dur<h Aufſchub etwas mehr Verdienſt für ſih zu erhalten hoffen fonnten; erſt nach vielen Vorſtellungen und Bitten erreichten wir unſern Zwe und ruderten etwa um fünf Uhr früh wieder davon.

Wir nahmen unſere Richtuug gegen Nordoſt, nah der Mündung des Fluſſes Czernojevicha, der wir uns nah Verlauf von etwa einer Stunde näherten. Eine Menge Binſen und Schilf drängte ſih immer dichter gegen die Fährte unſeres Bootes. Waſſernüſſe und Seeroſen zeigten an, daß wir die Tiefe des Sees verlaſſen hatten: Die nahen Felſen erhoben fich mehr und mehr, und verengten ſich, je weiter wir vordran=gen. Nicht lange Zeit fuhren wir allein. Schon einmal hatte uns in einiger Entfernung ein mit Montenegrinern bemanntes Boot \#o eilig verfolgt, als wären wir verdächtig geweſen ; jeßt brachen hie und da aus dem hohen Schilfe kleinere und größere Böte hervor, die einige Zeit uns. begleiteten, dann aber vorauseilten und ſelbſt unter ſich einen Wettſtreit in der Schnelligkeit des Ruderns unternahmen. Der Zuſammenfluß ſo vieler Barfen hatte ſeinen Grund darin, daß es heute Sonnabend, und wie immer an dieſem Wochentage, zugleich Markt war, letzterer am obern Theile des Fluſſes Czernojevicha, in dem Orte gleiches Namens, der auch Fiumera genannt wird. Nach demſelben ſirómte nun Jung und Alt, zu Lande und zu Waſſer. Hier fuhr ein ganz fleines Fahrzeug mit nur zwei Frauen an uns vorüber, dort Männer und Weiber vereint, ja in manchen großen Kähnen ganze Familien. Gewöhnlich ruderten die Frauen, und zwar o, daß die eine am Vordertheile des Bootes auf der rechten Seite die eigentliche Fortbewegung bewirkte, die andere dagegen auf dem Hintertheile und auf der linken Seite, mit großer Geſchi>lichkeit die Wendungen hervorzubringen wußte.