Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen
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aus ſeinem Genoſſen geworden ſei. Als ihn dieſer erbli>te, rief er: „Raſh, Bruder! J< fann niht mehr; fomm und halte die Bärin, bis ich ſie totgeſchlagen habe.‘ Dieſer pa>te nun ſtatt ſeiner die Taten der Bärin, aber als er ſie feſt hatte, da ſprah der andere: „So, nun halte ſie, ſo lange du kannſt und denke dabei deines Brudereides.“ Sprach's und ging darauf ſciner Wege.“ — — * % *
Zum wenigſten ebenſo innig als die Verbindung zwiſchen zwei Blutsbrüdern iſt in Albanien jene, die man als Kompar bezeihnet. Kompar wird jener, der dem Kinde eines anderen unter Einhaltung gewiſſer Zeremonien die erſten Haarlo>en abſcheert. Der Kompar gilt mehr als der eigene Bruder, ſ{hreibt Baron Nopcza, denn bei den Mohammedanern darf letzterer z. B. oft die Frauengemächer nicht allein betreten — dem Kompar iſt es geſtattet; einem Kompar kann bei Katholiken unter Umſtänden ſogar das Verbrechen, des Ehebruches verzichen werden, das ſonſt nur dur< die Blutrache geſühnt werden kann. Der Kompar braucht indeſſen keine8wegs aus demſelben Stamm oder von gleicher Religion zu ſein, wie ſein Gefährte. Baron Nopcza führt einen Fall an, in dem ein fatholiſher Geiſtliher Kompar eines angeſehenen Mohammedaners wurde.
Die Zeremonie des erſten Haar
ſ<nittes der Kinder wird von den angeſehenen Fa-_
milien mit großem Pomp und Aufwand gefeiert. Von |
den Mohammedanern werden zu dieſer Feſtlichkeit befreundete Chriſten- oftmals zu Gaſte geladen, oder, wie geſagt, ſelbſt als Gevatter gebeten. Dieſer Akt wird in der Malcija gewöhnlih ein bis zwei Jahre nah der Geburt des Kindes vorgenommen; für Knaben wird der zuuehmende, für Mädchen der abnehmende Mond ab-
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