Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen
234
Die aber, welche zuerſt Hand an den Teig legt, muß eine Jungfrau ſein, der no<h beide Eltern leben, und die Brüder hat, je mehr, deſto beſſer; denn eine ſolche wird für glücflih gehalten, wenn ſie au< arm iſt, und wünſcht man dem Hochzeitspaare ein gleiches Glück.
Das Brotfneten wird unter beſonders dafür bez ſtimmten Geſängen begonnen. Alsbald aber füllt ſih die
= (Porkneterin ‘eine Schüſſel mit Teig und macht bei der ‘anweſenden Geſellſhaft die Runde und fordert ſie auf, Geld in den Teig zu werfen; wenn ſie dann zum Bräutigam kommt, ſo ſucht ſie ihn mit Teig zu be= ſ><mieren und nötigt ihm möglichſt viel Geld abz dieſer wehrt ſi<h anfangs, läßt ſi<h aber endlih doch ein bishen anſhmieren. Was aber ‘das Mädchen ſo, ge= ſammelt hat, das iſt ihr eigen. Ein anderes Mädchew legt an dieſem Tage die Feſtkleider und Waſſen des Bräutigams an und vertritt deſſen Stelle; denn dieſer darf ſich erſt am Hochzeitsiage pußen. — Nachdem die Arbeit beendigt ift, wird getanzt.
Am Freitag iſt Ruhetag.
Zum Sonnabend werden, die näheren Verwandten “ des Bräutigams geladen, von denen jeder ein Lamm bringen muß. Alle Ankommenden werden von beſonders — hiezu beſtimmten Frauen mit _ Geſang empfangen, welche auh ſür die Geſcente mit der “Formel „wir bleiben eu< verbunden, Herr !“ danken. — Darauf ſ\chmauſen und tanzen die Geladenen den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch, und zeigen daher am Hochzeitstage ein ſehr übernächtiges Ausſehen. Während dieſes Lärmens und Vorbereitens im Hauſe des Bräutigams bleibt im Hauſe der Braut alles ruhig.
Für den Sonntag werden ſämtliche Verwandte und “ Freunde zur Hochzeit “Feladen. Von jeder geladenen Fa= milie erſcheinen zwei bis drei Perſonen, und mögen in