Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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die Beſſa, weiche in dieſem Falle ſehr ſtrenge eingehalten wird. Sett ſi<h ein Stammesmitglied über das durh die Sitle geheiligte Eheverbot im eigenen Stamme oder in der eigenen Verwandſchaft hinweg, ſo wird das als eine dem ganzen Stamme angetane Mißachtung hbeiractet, und der Uebertreter wird vom allgemeinen Haß verfolgt.

In ſeinen „Albaneſiſchen Studien“, dieſem unſchäßbaren Quellenwerke, hat Hahn auh in ganz einzigartiger Weiſe ein Bild von den albaneſiſhen Ho > zeit sgebräuchen entworfen, das es verdient, in ſeiner ganzen Ausführlichkeit hier wiedergegeben zu werden.

Der Montag vor der Hochzeit wird als Anfang derſelben betrahtel und Mehlmontag genannt; denn dann wird der zum Hoczgeitbrote nötige Weizen zur Mühle geführt, und unter Geſöugen und Gewehrſalven von der Freundſchaft des Bräutigams dorthin begleitet. Wenn aber einmal der Weizen zur Mühle gebracht iſ, dann darf der Hochzeitstag nur wegen eines Todes- oder ſonſtigen Unglücksfalles verlegt werden.

Der Donnerstag| iſt der Hochzeit-Holztag, denn zu jenem Tage ladet der Bräutigam alle Familien ein, die zur Hochzeit gezogen werden, um das nötige Holz zu holen. Der im Namen des Bräutigams Einladende ſagt: „Jhr ſeid zum Hochzeitholze geladen.“

Am Donnerstag in aller Frühe ziehen demgemäß die «Weiber der geladenen Familien ſingend in den Wald, von wo ſie, ſchwer beladen mit Stange in den Händen, _an denen ein Laubbuſch oder ein rotes Tuch gebunden iſt, in das Haus des Bräutigams zurückkehren. Haben fie dort abgeladen, ſo ſte>en ſie die Stangen in den Holzhaufen und ſeen ſi<h zu einem Mahle.

Der Donnerstag iſt auh der Bactag, denn ſobald

die Weiber aus dem Walde zurückgekehrt ſind, gehen ſie *

ans Knelen und Backen.