Archiv für slavische Philologie : Jovanović, »La Guzla« de Prosp. Mérimée
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Kritischer Anzeiger.
rücksichtigt erscheinen, habe ich anderorts auszuführen versucht l ). Ebenfalls, in einem zu erscheinenden Artikel, werde ich über Alphonse Daudets Auffassung und Schilderung der Illyrier, in seinem bekannten Boman »Die Könige im Exil«, der von Herrn Jov. merkwürdigerweise außer Acht gelassen wurde, berichten. An das vorhergesagte anknüpfend, möchte ich den Verf. aufmerksam machen, daß er auch in Bezug auf französische Quellen über die Gewährsmänner hinaus immer bis an das Ursprüngliche selbst hätte gehen sollen. So läßt ihn z. B. Pisani (La Dalmatie de 1797 à 1815 etc., Paris 1893) im Stich mit der Annahme (S. 345), daß eine slavische Ausgabe des »Illyrischen Telegraphen« niemals existiert habe, woran Herr Jov. noch weitere Zweifel an dem Bestand einer »polyglotten Zeitung überhaupt (>LaGuzla«72) knüpft; während doch Nodier selbst in seinen »Nouveaux Souvenirs et portraits« (Paris, 1841, S. 303 ff.: Fouché) berichtet, er habe eine Zeitung redigiert »publié dans les trois langues littéraires du pays, le français, l'italien et l’allemand, auxquels j’ajoutais plustard, et pendant deux mois seulement, une version dans la langue vulgaire, c’est-à-dire en slave vindique« (S. 314). Noch einmal kommt Nodier darauf zurück indem er sagt (S. 331 f), wie sein »journal tétraglotte« zum fortschrittlichen und freundschaftlichen Vermittler zwischen der französischen Okkupation und dem illyrischen Volke wurde. Übrigens zitiert der Verf. Nodiers Memoiren an anderen Stellen, wahrscheinlich aber aus zweiter Hand, da ihm sonst schwerlich so wichtige Äußerungen entgangen sein würden 2). Was schließlich einige Fragen betrifft, die sich im Buche des Herrn Jov. auf Stellen in meiner Dissertation beziehen, so möchte ich hier nur einiges berühren. Vor allem würde ich, ohne besonderes Gewicht darauf zu legen, vom Verf. erwartet haben, daß er im Vorbericht (S. 5f.) auch von meinem Versuche, vor ihm »die Schicksale der ,La Guzla 1 vorzuführen« (»Das serbische Volkslied usw.«, S. 176—184), Erwähnung tue, um so eher, als er sonst einmal auch eine Stelle dieses Abschnittes zum Gegenstände seiner Erörterungen wählte. Diese Stelle, um gleich auf sie überzugehen, steht bei mir auf S. 181, Anmerkung 2: ich war der Meinung, daß Nodier, dessen »Smarra« (1821) Mérimée zum Vorbild für seine »Guzla« gedient, seinerseits wieder aus den Mystifikationen in »Les Morlaques« der Gräfin Bosenberg Anregung schöpfte: Jov. meint dagegen (S. 54), daß Nodier das Buch der Gräfin Bosen-
>) S. »Srpski Knjizevni Glasnik« (Belgrad), XXVII, 666 ff, 759 ff. : »Fauriel, und seine Vorgänger in Deutschland«. Der Artikel wird demnächst, in erweiterter Form, deutsch erscheinen; bisher unbekannte Mitteilungen aus Briefen über Goethes Beschäftigung mit griechischen Volksliedern (Goethes Briefwechsel, in der Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung), sind darin verwertet worden. 2 ) Herr Dr. Prijatelj, der die Liebenswürdigkeit hatte, mir die einschlägige Literatur in der Wiener Hofbibliothek für meine Zwecke zur Verfügung zu stellen, wird sich mit diesem Abschnitte der »Guzla« eingehender beschäftigen in der slovenischen Zeitschrift »Veda«.