Auf gefährlichen Pfladen = Erinnerungen eines verbannten französischen Priesters auf seinen Reisen durch die Schweiz in den Jahren 1794-1798

AO wein und fränkiſhen Wein oder auh roten Wein aus Ungarn. Kurz, man kann in dieſer Stadt

um wohlfeilen Preis den Tiſh gut beſezen, da alles Notwendige reihli< hinzuſtrömt.

Die Einwohner ſind gute Deutſche, uicht ſehr geſchäftig, niht allzu gefällig, aber im Grunde gutmütig und wohlthätig. Ihre Trägheit dürfte einen Grund haben in dem reichen Spital, das den Fleiß lähmt und die Thätigkeit einſchläfert. In das Spital ſelbſt werden nur die unvermögenden Armen und die Kranken, die keine Familie haben, aufgenommen. Die andern werden außerhalb unterſtüßt und alle Einwohner, die Bürger ſind und nicht ohne Arbeit aus ihrem Vermögen leben fönnen, haben das Recht auf ſeine ungeheuren Einkünfte. Daher wird der A>erbau läſſig betrieben und die Handwerke bleiben in der Kindheit. Die franzöſiſchen Bequemlichkeiten kennt man nicht; ſelten findet man einen Stuhl, der aus Stroh geflochten iſt; die Betten haben Laubſä>e und ſind äußerſt einfah. Schöne Möbel findet man feine, ausgenommen die Oefen (!).

Es mag hier bemerkt werden, daß die Urteile eines Reiſenden über ein Land ſehr viel von ſeiner augenbli>liGen Stimmung abhängen. Zudem reiht cin Aufenthalt von einigen Monaten und ſelbſt Jahren, namentli< wenn der Fremde die Sprache des Landes niht vollkommen heherrſcht, nicht aus, um eine richtige Anſicht über fremde Verhältniſſe zu erlangen.