Auf gefährlichen Pfladen = Erinnerungen eines verbannten französischen Priesters auf seinen Reisen durch die Schweiz in den Jahren 1794-1798

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Ein Volk, wie das geſchilderte, das ſelbſt großenteils aus dem Spital unterſtügt wurde, fonnte für die ausgewanderten Franzoſen nicht viel thun. Dennoch erzählte man zahlreiche gute Werke, welche ſelbſt die am wenigſten Reichen für ſie getan hatten. Ein wa>erer Bürger z. B. fragte am Mittwoch in der Charwoche einen Geiſtlichen, der mit der Schürze angetan, den Küchendienſt beſorgte : „Was kochen Sie morgen für ihre Mitbrüder?“ Die Antwort lautete: „Wir geben ihnen morgen wie heute eine Bohnenſuppe und Kartoffeln.“ Der biedere Deutſche aber meinte: „Die franzöſiſchen Geiſtlichen ſollen am Hohendonnerstage, dem Feſttag der Prieſter, etwas Beſſeres haben als Kartoffeln und Bohnen. Da iſ ein Louisd'or, damit Sie ihrem mageren Tiſche ſih eine Platte Fiſche verſchaffen. Und damit ſie an dem Tage, wo man die Einſezung des Prieſtertums und des hl. Meßopfers feiert, niht Waſſer trinken müſſen, werde ih Ihnen von meinem beſten Wein ſ{hi>en.“

Der Domdekan und Generalvikar Graf von Biſſingen nahm ſich vorzüglich der verbannten Prieſter an. Im Anfang gab er jedem monatlich zwei Louisd’or. Bald aber mußte er dieſe Summe einſchränken, ſogar Schulden machen, und den Biöfen erklären, daß er nihts mehr habe. Hierauf wurde beratſhlagt und einſtimmig beſchloſſen, einen gemeinſamen Tiſch einzurichten, wie in Freiburg. Das Koſtgeld war 15 Franken im Monat. Nur

*) 1 Louisd'or iſt 23 Fr. 70 Cts. wert,

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