Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
14 Klippen des Glüds8.
gers neue Gründe für ihren ſhon oft geäußerten Wunſch dex Entlaſſung des Jnformators gewinnen und geltend machen; gegen eine Verurtheilung aber, ohne Anhörung des Angeklagten, ſträubte ſich das Gerechtigkeit8gefühl des Herrn v. Oſtexnau.
Wohl war, wie er offen geäußert hatte, ſein Vertrauen zu dem Kandidaten erſchüttert, und je mehr ex in der ſ{lafz ofen Nacht über den Brief des Predigers nachdachte, je zweifelhafter wurde ex darüber, ob er niht wirkli<h ſein großes Vertrauen einem Unwürdigen geſchenkt habe. Die Anklagen des Predigers gegen ſeinen Neffen waren doh zu beſtimmt, als daß ſie aus der Luſt gegriffen ſein konnten. Wenn ſie voll begründet waren, dann durfte Pechmayer nicht länger der Jnformator Fribchens bleiben, ein Menſch, der ihm anvertrautes Geld gewiſſenlos im Spiel vergeu= dete, hatte das Recht verwirkt, ein ſolches Amt zu bekleiden. Aber vielleicht war er doh minder ſchuldig, als er erſchien! Herr v. Oſternau machte ſich ſelbſt Vorwürfe darüber, daß ex ſo leicht geneigt war, an eine Schuld zu glauben, ehe er den Angeſchuldigten au< nur gehört hatte.
Mit Ungeduld erwartete ex am Morgen den Beſuch des Jnformators, denn es war ihm ein Herzensbedürfniß, lar über einen Menſchen zu werden, für den er eine ganz eigene Sympathie fühlte, er war jebt, nachdem er den Un= mittelbaren Eindru>t des anklagenden Briefes überwunden hatte, ſchon ſchr geneigt, an irgend ein Mißverſtändniß, vielleicht ſogar an eine falſche Anklage zu glauben.
Oft ſchaute ex, im Zimmer auf und nieder wandelnd, na der Uhr. Es war erſt halb neun Uhr, eine halbe