Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Adolph Strecfuß. 15
Stunde alſo mußte er no< warten, denn erſt um neun Uhr hatte er Pehmayer's Beſuch gefordert.
Er war freudig überraſcht, als trohdem ſchon jeht an die Thüre gepo<t wurde, und etwas enttäuſcht, als auf ſein: „Herein“ niht Pechmayer, fondern der Lieutenant zu ihm in's Zimmer trat.
„Du, Vetter? Jch glaubte Dich auf dem Felde!“ ſagte er eivas unmuthig, im nä<hſten Augenbli> aber, als er bemerfte, daß der Lieutenant ein ſehr betrübtes Geſicht zeigte, fuhr er gutmüthig fort: „Was führt Dich zu mir, Albre<t? Du ſiehſt ſo betrübt aus, ih hoffe, Du haſt feine Unannehmlichkeiten gehabt ?“
Dex Lieutenant antwortete nicht gleich. Er wollte niht betrübt, er wollte verzweifelt ausſehen, und es koſtete ihn einige Anſtrengung, ſeinem Geſichte dieſen Ausdru> zu geben, erſt als er in dem an der Wand ihm gegenüber= Hängenden Spiegel fein Geſicht mit dem gewünſchten Aus= drud> erbli>te, ſagte ex mit bebender Stimme:
„SO fomme zu Dir, Vetter Friß, mit einem Herzen voll Reue und Verzweiflung. Vorgeſtern Abend hatte ih ſhon den Revolver ergriffen, um meinem elenden Leben ein Ende zu machen, da aber dachte ih an Dich, an den Ab= ſcheu und die Verachtung, welche Du fühlſt gegen die Un= glüclichen, welche freiwillig aus dem Leben ſcheiden. Die ſhon mit dem Revolver erhobene Hand ſank nieder, ein Hoffnungsſtrahl erglänzte mix wieder. J< gedachte Deiner unerſ{<öpſlihen Güte. Du haſt mix ſo oft geholfen, ih Hoſfe, Du wirſt mich auch diesmal in meiner höchſten Noth niht verlaſſen.“