Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
20 Klippen des Glüds.
welcher er Pehmayer beſchieden hatte. Erſt als dieſer pünktlich zur feſtgeſeßten Zeit erſchien, wurde ex an den fatalen Brief des Predigers Widmann wieder erinnert. Auch der Kändidat ſollte nach dieſem Briefe, wie der Lieute= nant, ſein väterliches Erbtheil in Ausſchweifungen ver= ſ<leudert haben, auc ex war, wie der Vetter Albrecht, ein leidenſchaftlicher Spieler, der ſogar ihm anvertrautes Geld angegriffen haben ſollte. Unwillkürlich ergab ſich für Herrn v. Oſternau ein Vergleich zwiſchen Beiden. Keine Spur der gemachten Verzweiflung, die der Lieutenant zu heucheln verſucht hatte, lag in des Kandidaten Zügen, dieſer erſchien fo ruhig und ſelbſtbewußt, daß Herr v. Oſfternau ſchon, ehe Pechmayer no< ein Wort geſprochen hatte, halb überzeugt von ſeiner Schuldloſigkeit war, dann aber, als er dem jungen Manne forſchend in's Auge ſah und dieſer, dem Bli aus= weichend, zur Seite ſchaute, erwachte doh wieder in ihm ein Zweifel.
Ob Egon ahnte, was in der Seele des Herrn v. Ofternau vorging? Ex erhob den Bli>k wieder, ex ſchaute nicht mehr ſcheu feitivärts, und mit klarer ruhiger Stimme, ohne alle Verlegenheit begann ex ſelbſt, eine Frage niht abwartend, die Unterredung, die über ſein künftiges Verhältniß zu dem Schloßherrn entſcheiden mußte.
„Sie haben geſtern harte Worte zu mix geſprochen, Herr v. Oſternau, “ ſagte ex ernſt, „Sie haben mix offen geſagt, daß Sie das Vertrauen zu mix verloren haben —“
„Nicht doch, ih habe nur geſagt, daß es erſchüttert worden iſt. J< war Jhnen Offenheit ſchuldig, und Sie müſſen meine Worte durch den Brief des Herrn Predigers