Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Adolph Strecffuß. 39
felbſt der Dieb biſt, als an die Möglichkeit, daß jener eine ehrloſe Handlung begangen habe!“ =
Dex Lieutenant prallte jäh zurü>, als fo plöblich die Beſchuldigung des Diebſtahls gegen ihn ſelbſt gerichtet wurde, ex wurde todtenblei<h, ſcheu blidie er zur Seite, er vermochte Lieschens Flammenbli> niht zu ertragen, die Sprache verſagte ihm, ex hatte fein Wort der Erwiederung. „Um Gottes willen, Kind, was redeſt Du!“ rief Frau v. Oſternau entſetzt; aber Lieschen ließ ſi< niht irre machen, den Vetter no< immer mit blißenden Augen bez irachtend, ſagte ſie:
„I< werde es niht dulden, daß ein Unſchuldiger, der ſich nicht ſelbſt vertheidigen fann, weil er niht hier iſt, in ſ{<mähli<her Weiſe verleumdet wird von Einem, der es vielleicht nur thut, um die eigene Schuld auf einen An= deren abzuwälzen. Sieh? ihn nur an, Mutter, wie ex zittert, wie das böſe Gewiſſen aus ſeinen Zügen ſpricht!“
„Willſt Du es dulden, Vetter Friß, daß Dein Verz= wandter von Deiner Tochter fo ſchändlih beſchimpft und beſchuldigt wird?“
Herr v. Ofternau hatte ſi<h vollſtändig wieder yon ſeinem erſten Schre>en erholt, mit ruhigem Ernſt erwie= derte ex auf die mit fläglih bittendem Ton ausgeſprochene Frage ſeines Vetters:
„Nein, ebenfowenig, wie ih es dulde, daß gegen den Abweſenden eine auf nichts gegründete Beſchuldigung er= Hoben wird. Daß Lieschen Pechmayer in Schuÿ nahm, fann i< nur billigen, daß ſie es in ſo unſchilicher Weiſe