Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Adolph Stre>fuß. DS
Ex vergötterte ſeine reizende Braut, welche für ihn der Fnbegriff der Schönheit und Lieben2würdigkeit war, zu welcher er mit gläubiger Bewunderung auſſchaute; er be= merfte es nicht einmal, daß Lieschen kälter und fremder gegen Bertha war, als jemals früher, er hatte feine Ahnung davon, daß ihm der traurige theilnehmende Bli gelte, mit welchem ihn oft das junge Mädchen anſchaute. :
Ex befand fi< während der folgenden Tage in einem Nauſch des Glückes. Vergingen doh nux wenige Stunden, in denen er die Geliebte niht geſehen hätte. Bertha he= ſuchte ihn oft auf dem Felde, ſie richtete ihre Spazierritte ſtets ſo ein, daß ſie mit ihm zuſammentraf. Und dann die Abende, die herrlichen, köſtlichen Abende! Herr v. Wangen merfte nichts davon, daß die Unterhaltung Abends im Faz milienkreis viel ſtiſſer und einſilbiger war, als fräher, daß Lieschen ſchweigſam bei ihrer Handarbeit ſaß, und daß auch Herx v. Oſternau oft ſeinen Gedanken nachhing, ohne ſi an dem Geſpräh zu betheiligen. Für ihn vergingen die Abendſtunden fo glücli< und ſchnell, er bedurfte keines aufheiternden Geſpräches, ihm genügte es, daß er neben der Geliebten ſißen, verſtohlen ihr hin und wieder die Hand drücten, ihr in das reizend ſ{höne Angeſicht ſchauen durfte. Jedes Wort, welches ſie ſpra<h, war ihm Muſik, jedes Lächeln entzücte ihn. Und wenn Bertha endlich ihm bei der Trennung einen Kuß geſtattete, fühlte er ſi< auf dem Gipfel des Glüdfs.
Nicht ſo freudenvoll war die nächſte Zeit für Herrn v. Ofternau. Auf ihm laſtete no< immer die Erinnexung an den jüngſt verlebten trauxigen Lag und außerdem fonnte