Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
Roman von Adolph Stre>fuß. 39
feine Gelegenheit verſäumt hat, mi<h zu ärgern und zu fränfen! Das gedenke i< ihr! Damals war ih ahhängig von ihr, heute iſt ſie es von mir! Heute muß ſie Demuth und Freundlichkeit heucheln, wenn ihr auh das ſtolze Herz bei jeder Demüthigung vor Wuth berſten möchte |“
„Frauchen, was ſprichſt Du da? Wüßte ih nicht, iwie gut und liebenêwerth Du biſt, dann könnte ih wirk= lich an Deinem Herzen zweifeln. Aber ih fkenue Dich ja beſſer! Von Dix iſt ja der Vorſchlag ausgegangen, Lieschen als Erzieherin für Klara in unſer Haus zu rufen und thr ein ſo hohes Gehalt zu bieten, daß ſie ihre arme Mutter rei<hli< unterſtühen fann. Du haſt für Dein gutes Herz das beſte Zeugniß abgelegt, indem Du nicht dulden wollteſt, daß das unglüliche Mädchen ſich bei Fremden eine Stelle ſuche !“
Ein eigenthümliches, häßliches Lächeln ſpielte um Bertha's feinen Mund, als Wangen ſo ſprach.
„Laſſen wir Eliſe,“ ſagte ſie, „mit ihr will ih ſchon fertig werden, ſie fann ja in unſerem Hauſe als meine Geſellſ<hafterin bleiben, au< wenn Klara fort iſt; aber Klara muß aus dem Hauſe!“
„Jh ſagte Dix, daß ih mein Verſprechen nicht brechen fann; ſelbſt wenn i< wollte, ſo fönnte ih es nicht, dafür hat der Vater in ſeinem Teſtament geſorgt. J< wollte Dich nicht gern kränken und habe deshalb bis jezt Anſtand genommen, Dich über die Einzelnheiten des Teſtamentes zu unterrichten, aber es fann nichts helfen, Du mußt es endli<h doh erfahren, daß wir Klara gar niht aus deu
Bibliothek. Jahrg. 1834. Bd, Y. 3