Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

— Kriminal-Novolle von E. H. v. Dedenroth. 109

anzuvertrauen, meine Tante fühlte ſi< dur< dieſes Vor= haben verleßt, obwohl mein Vater ihr verſichert, daß ex dabei hauptſächli<h die Abſicht verfolge, ihr eine Bürde abzunehmen, die bei ihrem leidenden Zuſtande für ſie zu ſchwer geworden. J< hatte, während ih ſeine Nütkehr erivartete, das Meine gethan, fie dur< Vorſtellungen zu beſ<wichtigen und es war mix das gelungen. Der Fehl= [<lag, den mein Vater gehabt, erledigte liberdem die An-= gelegenheit für's Erſte, es war durchaus zu feiner Ver-= ſtimmung zwiſchen meinem Vater und meiner Tante twei= tere Urſache vorhanden, ſie hatte ſich früh zu Bett gelegt, weil ſie Aerger mit einem Mädchen gehabt, das ſie plößlich aus dem Dienſte entlaſſen, und dieſer Aerger, ſowie auch die Anſtrengung bei kleinen Arbeiten, die fie nun ſelber hatte verrichten müſſen, wird fie angegriffen haben. Der häufige Wechſel mit den Dienſtboten war für meinen Vater etwas ſehr Peinliches, aber doch keine Urſache zur Verzweiflung. Mein Vater hatte feinen Feind, ih beſaß ſein volles Vertrauen, und hätte ihn eine Sorge gequält, ſo müßte ih darum wiſſen. Jh finde alſo keine Crklärung für tas Unglück. Ex war viel zu vorſichtig und zu ängſtlich, um gefährliche Dinge aufzubewahren. Hätte er Ungeziefer in der Wohnung vertilgen wollen, ſo würde ex das nie ſelbſt gethan, fondern einen Sachverſtändigen dazu engagirt Haben. Meine Tante kommt nicht aus dem Haufe, ſie iſt beinahe gelähmt, bei geringer Anſtrengung verſagen ihr die Füße den Dienſt, ſie prüft aber Alles, was die Dienſtboten ein= taufen, ſehr genau, ſie hegt ſtets den Argwohn , betrogen zu werden. Wenn alſo Gift in's Haus gekommen, ſo