Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

112 - Höheres Walten.

dann — ſie kannte meinen Vater kaum, ſie lehnte ein für ſie vortheilhaftes Anerbieten ab.“

Der Beamte beendete das Verhör mit dem Bemerken, er habe noh die Hausviſitation zu vollenden. Ex näherte ſich wie zufällig dem Seſſel, auf dem er das zerſtreute Pulver gefunden. Sein Auge ſchielte lauernd, ob ſi<h in Adolph's Miene Unruhe zeige, aber der junge Mann ſchien kaum auf ihn zu achten.

„Wurde dieſer Seſſel geſtern Abend von Jhrem Herrn Vater benußt?“ fragte der Beamte.

Adolph ſchaute auf. „Nein,“ antwortete ex mit völli= ger Ruhe, „das iſt der Lehnſeſſel meiner Tante. Mein Vater ſaß dort auf jenem Stuhl, ex ſteht no< auf derſel= ben Stelle.“

Adolph legte die Hand auf ſeine Augen, hervorbrechende Thränen zu verbergen.

„Haben Sie vielleiht ein Verzeichniß der Nummern der Werthpapiere des Verſtorbenen?“ fragte Teiner.

„Nein, aber jedenfalls liegt ſolches unter ſeinen Pa= pieren. Soll ih es ſuchen ?“

„Später. Jh bitte Sie, mix zur Seite zu bleiben und mit mir nohmals die e durchzuſehen. Jh muß, ſobald es angeht, Jhr Fräulein Tante ſprechen und auch deren Zimmer duxhſuchen.“

Adolph verneigte ſih zuſtimmend.

2.

Wir gehen in unſerer Erzählung um vierundzwanzig Stunden zurü> und bitten den Leſer, uns in die vierte Etage des Hauſes Numero 68 in der Amalienſtraße z1u