Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 118

folgen. Dieſelbe iſt dur< Theilung des Korridors für zwei Parkeien eingerichtet, auf einem blank gebußten Meſſingſchilde ſteht unter der Klingel, welche zu dex fleineren Wohnung vre<ts von der Treppe führt, dex Name Habel; neben der Eingangsthüre zum Korridor der Habel’ſ{hen Wohnung iſt der Aufgang zu den Boden= räumen des Hauſes.

Schon von Außen unterſcheidet ſich die Habel*ſc<he Wohnung vortheilhaft von den benachbarten Räumen. Während dort die unſaubere Außenthüre mit neuen und halb abgeriſſenen Viſitenkarten jeßiger und früherer Chambre= garniſten, Anzeigen von Sprechſtunden 2c. beklebt, der Fuß= abtreter ſchadhaft iſt und die Dielen des Korridors Flecken von Oel, Stearin und anderen Dingen zeigen, iſt hier der Fußboden rein gehalten und ſauber gefegt, eine Stroh= matte liegt vor der friſch gewaſchenen weißen Thüre, und dieſer Charakter der Reinlichkeit und Ordnung Herrſcht au< im Fnneren der kleinen Wohnung.

Frau Doktor Habel iſt eben beſchäftigt, den Liſch zu deen, an welchem ſie mit ihrer Tochter das Mittagmahl einnimmt, fobald die Lebtere, welche außer dem Hauſe Muſikunterricht ertheilt, heimkehrt. Man ſieht es dem Aeußeren der alten Dame ebenſo wie der ganzen Einrich= iung ihrer Häuslichfeit an, daß ſie aus beſſeren in be= ſcheidenere Verhältniſſe gedrängt worden iſt, daß die Sorge, die das Schickſal ihrem Alter auferlegt, ſie vielleicht drücdt, aber niht beugt. Wohl mögen die werthvollexen Raritäten, welche dex verſtorbene Doktox Habel hinterlaſſen, nah und nach verkauft worden ſein, es ſind aber noch genug vou

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd. VI 8