Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

114 i Höheres Walten.

dieſen alterthümlichen Dingen, welche die koſtſpielige Lieb= haberei und Wohlhabenheit des Verblichenen bekunden, zum Schmud>e der Wohnſtube vorhanden. Die alten, aber wohl erhaltenen Möbel ſind überladen mit allerlei ſeltenen und ſeltſamen Dingen, mit <ineſiſchen und japaniſchen Nippes= ſachen, Federn von Vögeln, Antiquitäten u. |. w., an den Wänden Hängen vergilbte Radirungen und Kupferſtiche, man ſieht, daß Frau Habel aufbewahrt, was ihrem Gatten lieb geweſen, und die unendliche Mühe niht ſcheut, alle dieſe Dinge in den beſchränkten Räumen ſauber und ſtaub-= frei zu erhalten.

Im Begriff, das weife Linnen über den Tiſch zu breiten, hört ſie den Klang der Glode. Sie eilt nachzu= ſehen, wer da iſt, und eine helle Röthe flammt über ihr Antliß. Es iſt der Hausivirth, der ſie aufſuht. Am geſt= rigen Tage war der Miethzins fällig, ſie hat denſelben noh niht berichtigen können, da man an mehreren Stellen es verſäumt, ihrer Tochter das fällige Honorar auszu= zahlen, aber der Wirth hatte ihr bei früherer Gelegenheit ein-= für allemal geſagt, ſie ſolle ſih darüber feine grauen Haare wachſen laſſen, wenn ſie einmal nicht pünktlich zah= len könne, er werde de8halb fi<h mit einer ſo ſtillen und ordentlichen Miethexin niht entzweien.

Die Nachſicht des Hauswixthes nahm dem Gefühl, ihren Verbindlichkeiten nicht na<kommen zu können, keine8= wegs das Peinliche; aber andererſeits war es Bertha Habel niht mögli<h, ihre vornehmen und wohlhabenden Schülerinnen an das fällige Honorar anders zu mahnen, als dur< Ueberreichen ihrer Re<hnung, vergaßen deren