Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 115

Eltern alsdann, ſofort Zahlung zu leiſten, ſo mußte ſie warten, bis man ſi< ihrer Forderung erinnerte.

Dex Wirth fam in Begleitung eines anderen Herrn, er hatte wohl niht die Abſicht, ſie zu mahnen, aber Frau Habel fühlte, daß ſie ihm ein Wort der Entſchuldigung ſagen müſſe, und die Sham machte ſie erröthen.

„Verzeihung, Frau Doktor,“ ſagte der Wirth, „aber ih muß Sie ſtören. Dieſer Herr bittet Fhre Räume be= ſichtigen zu düxfen, er will das Haus kaufen.“

Der etwas korpulente Begleiter des Wirthes hatte ſich den Schweiß von der Stirne getro>net, das Treppenſteigen war ihm ſchwer gefallen. Er ſchien überraſcht zu fein, im vierten Sto eine Dame von ſo würdigem, man konnte ſagen vornehmem Aeußeren zu finden, ſein Befremden ſtieg, als ex die Einrichtung ſah und die Antiquitäten, die er mit Kenneraugen muſterte, fein Jntereſſe feſſelten.

„Das ſind ja kleine Schätze,“ ſagte er, „das iſt eine ete etrusfiſhe Vaſe — ah — und das iſ ein Rem-= brandt !“

„Mein ſeliger Mann iſ viel gereist ,“ verſehte Frau Habel, „ex. gab viel Geld für ſeine Sammlungen aus.“

„Das glaube ih gern. Es iſt fehr hübſch bei Jhnen, “ fuhr der Fremde fort, ſi<h mit ſihtlihem Behagen umſchauend, „und wie iſt das Alles fo ſauber und wohnlich hergerichtet, der Duft, der aus Jhrer Küche dringt, Frau Doktox, macht mir Appetit.“

Die Neugierde, mit welcher der Fremde Alles muſterte, und ſogar in der Küche mehr Jntereſſe für den ZJnhalt des blank geſcheuerten Topfes auf dem Herde, als für die