Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

124 Höheres Walten.

Muttex ſie täuſchte, wenn ſie ſagte, das Kleinod habe zu ſehx im Wege geſtanden, ſei au< zu werthlos geiveſen, um damit den ſchon beengten Raum zu füllen, ebenſo vermochte ſie ihre Mutter nicht zu täuſchen, wenn ſie immer weniger Geld na< Hauſe brachte und ſagte, das Honorar da und dort ſei ihr no< niht ausgezahlt die Hoffnung, mehr erwerben zu können, {lug fehl, und die Thatſache, daß die Einnahmen immer geringer wurden, ließ ſi< ni<t wegleugnen.

Bertha hatte in leßter Zeit mehrmals Billets zur Oper anonym zugeſchi>t erhalten. Sie hatte gegen thre Muttex die Anſicht ausgeſprochen, dieſelben ſeien das Geſchenk einer wohlhabenden Schülerin von ihr, ſie hatte mit ihrer Mutter dreimal von den Billets Gebrauch ge= macht, ohne daß im Theater etwas geſchehen wäre, was eine andere Erklärung hätte möglich erſcheinen laſſen, es hatte ſie dort Niemand begrüßt oder eine Begegnung mit ihr geſucht. Geſtern hatte ſie abermals ſolche Billets erhalten, aber dieſelben niht benußt, und Frau Habel hatte fih mit der Erklärung ihrer Tochter begnügt, von dem Geſchenk ferner keinen Gebrau<h machen zu wollen, bis dex Geber ſi<h nenne. Frau Habel mochte exrathen, daß ihre Tochter einen Argwohn Hege, der ihr die An=nahme der Billets ferner niht paſſend erſcheinen laſſe, ſie hatte keine Frage gethan, heute aber, al3 das Weſen Bertha’s ihr auffällig geworden, beſchlih ſie der Arg= wohn, Bertha habe eine Erklärung für das ſeltſame Anerbieten, mit dem man ſie überraſcht, die Verwirrung ihrer Tochter erwe>te in ihr den Gedanken, Bertha verz