Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 195

ſchweige ihr ein Geheimniß, und ſie exwartete daher mit großer Spannung die Erklärung ihrer Lochtex.

„Du weißt, liebe Mutter,“ begann Bertha, deren Exregung verrieth, daß das Geſtändniß, welches ſie ab= ſegen wollte, ihr Herz berühre, „daß Fräulein Thekla Neuhaus inſofern meine beſte Schülerin iſt, als ſie mix den höchſten Honoraxrſaß zahlt, den i<h überhaupt erhalte, daß ſie ſi<h zu mix au< freundſchaftlich ſtellt und oft nux den Wunſch, daß ih etwas vortragen ſoll, zum Vor= wand nimmt, mich an kleinen Soiréen theilnehmen zu ſaſſen, die mix Zerſtreuung gewähren. Jh bin in dem Hauſe des Herrn Kommerzienraths öftex einem jungen Manne begegnet, der im Geſchäft des Herrn Neuhaus angeſtellt iſt und von dem ih weiß, daß Fräulein Neu= haus ihn ſehr gern ſieht.

Dex junge Mann,“ fuhx Bertha fort und ihre Stimme zitterte leiſe, „heißt Adolph Holzbrechex, ex ſoll ſehr wohlz habend ſein, und i< glaube bemerkt zu haben, daß au< Herr Neuhaus und ſeine Frau es gern ſähen, wenn ex ſich Thekla näherte, aber —“

„Nun — Du zitterſt ja, Kind |“

Bertha zwang ſich, ihre Erregung zu beherrſchen. „J< argwöhne ,“ ſagte ſie mit gepreßter Stimme, „daß er es iſt, der mir die Theaterbillets ſhit.“

„Ah! Du ſagteſt doh früher, Du hielteſt Fräulein Neuhaus für die Spenderin.“

„F< glaubte es. Jn der lehten Soirée, dex ich bei= wohnte ii mußte ih Arien aus der neuen Opex vertragen. Es wunde über die Oper geſprochen, man forderte mein