Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 131

Frau Habel deutete ihrer Tochter dieſe Bedenken an. „Sh werde vor Allem,“ ſagte ſie, „meine Entſcheidung davon abhängig machen, ob Herr Holzbrecher gewußt, daß ſein Sohn Dir ein gewiſſes Intereſſe gezeigt hat oder niht; wußte er das und verſchwieg er dieſen Umſtand abſichtlich, ſo hat der junge Mann wiſſentlich oder ni<t Deinen Ruf gefährdet, dann glaubt Holz= brecher eine unüberlegte Handlung deſſelben gutmachen zu müſſen, dann iſt die Eiferſucht des Fräulein Neuhaus be= gründet und die Ueberſendung von Theaterbillets von Seiten des jungen Mannes hat einen anderen Charakter als Du ahnſt. Armes Kind, Du kennſt die Menſchen no< nit, am tvenigſten dieſe reichen, verwöhnten jungen Leute, doh i< will noch kein bitteres Urtheil fällen, ih tann mich täuſchen.“

Bertha ſtarrte ihre Mutter an, als wolle ſie aus deren Blicken leſen, was die Lippe verſhwieg, und inſtinktmäßig ervrieth ſie, daß es ein böſer Argwohn war, den ihre Mutter gegen Adolph Holzbrecher gefaßt: Jebt mußte ſie dem Herzen Luft machen, jezt vermochte ſie niht mehr zu verbergen, was wie eine glühende Flamme ihr ganzes Denken und Fühlen durchleuchtet. Sie warf ſi< an die Bruſt der Mutter. -, Nein,“ rief ſie, „Du darfſt auch kein hartes Wort ſagen, Du thäteſt ihm Unrecht. J<h will darauf ſchwören, daß ex es gut mit mix gemeint, daß ihm nichts ferner lag, als der Gedanke, mix ſchaden zu fönnen. J< ſah es ihm heute an, daß ex wußte, was oben vorgefallen, daß er mir ausdrü>en wollte, welche Zheilnahme er für mi< empfinde. Wahrſcheinlich hat