Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

134 Höheres Walten.

Holzbrecher entſchuldigte jede reizbare Laune der S<hwe= ſter mit dem theilnehmenden Mitleid, das er für die Un= glüd>liche fühlte, er ſah ſelbſt über Bosheiten und Härten, die ſte verübte, hinweg, er beklagte es, daß er keine Dienſt= leute fand, die ebenſolche Nachſicht übten wie ex, er ahnte nicht, daß, wenn er einmal mit einer guten Köchin oder ‘einem freundlichen Dienſtmädchen zufrieden war, Minna's Argwohn ſchon xege wurde, er könne derſelben, um ſie an ſi zu feſſeln, Nechte einräumen, die ihr zu nahe trate, fönne vielleicht auf den Gedanken fommen, ſeine Wirth=[haft von dex ihrigen zu trennen.

Holzbrecher wax ein Mann der Gewohnheit, er liebte die Häuslichkeit “und beſuchte nux beſtimmte Lokale zu feſtgeſeßten Stunden, um im Kreiſe alter Freunde dem Gaumen und der Kehle außergewöhnliche Genüſſe zu bieten. Es wäre ihm indeſſen unerträglich geweſen, die regelmäßigen Mahlzeiten in einem Reſtaurant zu nehmen, den Genuß der Pfeife im behaglichen Shlafrok nah Tiſche zu entbehren, lieber nahm ex mit dem vorlieb, was ſeine Schweſter bot. Minna kochte gut, aber ihr leidender Zu= ſtand machte es ihr oft Wochen hindux<h unmöglich, die - Küche zu betreten, und dann kamen die unglü>tlichen Lage für den armen Rentier, dann hörte er die Schweſter keifen, dann ward ein Mädchen entlaſſen, weil fie zu viel Zu=z thaten gebraucht, oder, wie Fräulein Minna ſagte, „ge= ſtohlen“, die Andere wurde weggejagt, weil ſie das Eſſen mit wenigen Zuthaten nicht ſ{hma>haft bereiten konnte.

Es var dem gutmüthigen Herrn entſeßlih, das ſtete Gezänk zu hören und zu ſehen, daß ſich kaum noh Dienſt=