Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 137

daß er einem ſolchem Ziele nachſtrebe. Dieſe Zurücthal= tung hatte Fräulein Neuhaus vielleicht mißverſtanden und für Schüchternheit gehalten, odex dieſelbe hatte ſie gereizt, eine Eroberung zu machen, genug, Adolph Holzbrecher wax es erſt heute flar geworden, daß er entweder als Bewerber um Thefla's Hand auftreten, oder den Verkehr abbrechen müſſe, ſolle ex niht den Vorwuxf der Leicht= fertigkeit verdienen, den ihm heute Herr Neuhaus in zwar verblümter, aber doh ziemli<h ſcharfer Weiſe gemacht hatte:

Dex Prinzipal hatte ihn heute Morgen in ſein Ka= binet beſchieden. „Lieber Holzbrecher,“ hatte er begonnen, „meine Tochlexr wird heute thre Klavierlehrerin entlaſſen, wiſſen Sie vielleicht guten Erſa? Meine Tochter,“ fo Hatte Neuhaus geſprochen, als Adolph’s Ueberraſchung und ſein Erröthen ihm ſeinen Argwohn beſtätigt, „fann mit keiner Perſon verkehren, welche Liebſchaften unter= hält.“

„Herr Kommerzienxath! Jh bin überzeugt, Sie bez ſeidigen eine Unſchuldige.“

„Es ſoll mix lieb ſcin, wenn i< mich irre. Jh mochte es Shnen auh niht zutrauen, daß Sie einer Perſon Theaterbillets ſchenfen, deren Ruf Sie für zweifelhaft halten, aber ein anſtändiges Mädchen hätte von einem Unbekannten feine Billets angenommen.“

„Sh dachte —“ ſtotterte Adolph, „Fräulein Habel ein Vergnügen zu bereiten, ih wähnte, fie werde glauben, die Billets fämen von einer Schülerin — von Jhrem Fräulein Tochter —“