Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

138 Höheres Walten.

„Herr Holzbrecher, hätten Sie meiner Tochter den _ Wunſch ausgeſprochen , ihrer Lehrerin eine Freude zu machen, ſo wäre das etwas Anderes geweſen, aber Sie thaten es ohne Zuſtimmung meiner Tochter und geben ſelbſt zu, daß Sie die Abſicht gehabt, Thekla als Spenderin der Villets gelten zu laſſen. Die Sache iſt jeht damit erledigt, daß Fräulein Habel mein Haus nicht mehr betreten wird, ih überlaſſe es Fhnen, ſih bei meiner Tochter zu entſhuldigen, wenn Sie das für nöthig halten.“

Der Nachſaß, „wenn Sie das für nöthig halten,“ hatte etwas Verleßendes, Herausforderndes, das um ſo mehx wirkte, als der Ton des Fommerzienraths ein ge= reizter geweſen, und da Neuhaus mit dieſen Worten das Geſpräch abbrach, hatte Adolph den Eindru>, als habe man ihm andeuten wollen, daß ex ſich einem ſehr kühlen Empfange ausſebe, wenn er ſich wieder in dem Familien= kreiſe ſeines Chefs bli>en laſſe.

Es mußte Adolph’s Gefühl empören, daß man Früäu= lein Habel für ſeine Handlungsweiſe verantwortlich machte, es war das eine Brutalität gegen die arme Lehrerin und eine Beſchimpfung für ihn. Er wußte die Stunde, in welcher Bextha Habel Heute zu ihrer Schülerin kant, und wollte ſih zu Fräulein Neuhaus begeben, um in Gegen= wart Bertha's ſich als den allein Schuldigen zu bezeich= nen, ‘da kam die Lehrerin ſchon mit verſtörten Zügen die Treppe herab, es wax zu ſpät, das Unrecht, das ſie be= droht, zu verhindern, ex durfte es nicht einmal wagen, Bertha anzureden und ſi< zu entſchuldigen, Neuhaus konnte hinzukommen und ihn darüber zux Rede ſtellen, daß