Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 139

ex Jemand im Hausflur feſlhalte, dem die Thüre gewieſen worden.

Wenn ein junger Mann FJutereſſe für ein hübſches junges Mädchen fühlt, ſo harrt Amor nux auf eine gün= ſtige Gelegenheit, das Herz mit ſeinem Pfeile zu treffen, in jedem Augenbli> kann das Opfer dem Liebesgott ſ{huß= gerecht werden.

Adolph Holzbrechexr hatte öfter Gelegenheit gehabt, Vergleiche zwiſchen der ſiegesbewußten, übermüthigen Thekla und dem ſanften, beſcheidenen Bilde Bertha's anzuſtellen ward dort das Auge geblendet, ſo wurde hier die Theil= nahme gefeſſelt. Bertha Habel war vielleicht ſ<huld daran, daß Adolph Thekla näher zu treten ſuchte, dann aber auh daran, daß er gegen die zündenden Bli>ke Thefla's gewapp= net blieb. Es gefiel ihm an Thefla und verſöhnte ihn mit dem ſonſt ſo hohmüthigen Weſen derſelben, daß ſie die arme Lehrerin wie eine Freundin behandelte, er ſagte ſich, daß ihr Herz gut ſein müſſe, wenn ſie ſich das Vertrauen und die Freundſchaft eines armen Mädchens zu erwerben ſuchte, während ſie ſonſt ſi oft unangenehm hochmüthig zeigte. Aber ohne daß er es ahnte, war es dann auh dex Anblick dieſes beſcheidenen, anſpruchloſen und doch fo anmuthigen Weſens, das ihn hinderte, ſi<h von dem Zau= ber Zhefla’s berauſchen zu laſſen.

Im Comptoir des Kommexrzienxaths fonnte jedes Mitglied des Geſchäfts ſich Theaterbillets beſtellen, der Comp= toirdiener beſorgte alsdann dieſelben, ſo daß die Angeſtell= ten des Bankhauſes beſonders an Tagen, wo die Billets zur Opex raſch vergriſſen waren, ſih nicht ſelber zu be=