Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

140 — Höheres Walten.

müßen brauchten, wenn ſie den Abend im Theater zu= bringen wollten. Adolph hatte niht im Entfernteſten daran gedacht, daß es ihm Jemand mißdeuten könne, wenn er etivas dazu beitrug, der im Hauſe ſeines Chefs ſo gern geſehenen Lehrerin den Genuß von Muſikauffüh= rungen zu erleichtern; er hatte das heimli< gethan, um ſich die Annahme von Dankesworten zu erſparen, und je unſchuldiger er ſi< fühlte, um ſo empörender war für ihn die Zurechtweiſung, die Neuhaus ihm ertheilt, um fo [{<nöder erſchien ihm das Benehmen Thekla’s, die ihre Freundin ſofort verdammt und dieſelbe in verlebendſter Weiſe behandelt hatte.

Cr fühlte, daß die einzige Antwort, die er hierauf geben fönne, der völlige Bruch mit Neuhaus ſein müſſe. Der Gedanke, ſeine Stellung zu kündigen, beſchäftigte ihn, und ſeltſamerweiſe fühlte er, daß es ihm keine Entſagung koſten werde, Thekla nicht mehr zu ſehen, ja es war ihm, als fühle er ſi< von einem Drud>e frei, nachdem er den Entſchluß gefaßt, ſein Vorhaben auszuführen.

Ex ſebte ein fkurzgefaßtes Billet an den Kommerzien= rath auf, in welchem er demſelben ſeinen Entſchluß mit= theilte, und gab daſſelbe dem erſten Buchhalter zur Aus= händigung an Neuhaus, als ex zux Mittagsſtunde das Comptoir verließ, er hatte ſeiner Kündigung die Bitte beigefügt, der Herr Kommerzienrath möge ſein Ausbleiben heute Nachmittag entſchuldigen, er erwarte ſ{<hriftlichen Beſcheid.

ZU jeder anderen Zeit wäre Adolph äußerſt über= raſcht geweſen, ſeinen Vater im Reſtaurant zu finden,