Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

142 | __ Höheres Walten,

übel nehmen, wenn i< Alles daran ſee, mir das Alter angenehmer zu machen. Geht es nicht anders, ſo hei= rathe ih Frau Habel — das heißt, wenn ſie mi<h will.“

- „Habel? Habel Heißt die Dame? FJſt ihre Tochter Muſiklehrerin ?“

„Ja, aber was haſt Du? “ Dein Geſicht glüht ja- wie eine Kirſche!“

Adolph war keines Wortes mächtig, die überraſchende Kunde hatte für ihn etwas Betäubendes. Sein Vater wollte der Mutter Bertha's die Hand bieten, Bertha ſollte ſeine Schweſter werden.

„Seit wann kennſt Du Frau Habel ?“ ſtotterte er, als ex ſih ein wenig geſammelt.

Der alte Herr räuſperte ſich, die Frage machte ihn

“verlegen. „Seit heute,“ plaßbte er heraus, entſchloſſen, fi< vom Sohne keine Vorſtellung machen zu laſſen, „aber ih habe nux das Beſte von ihr gehört und ih vertraue mei= nem ſcharfen Blik. Jn ſolchen Dingen entſhließe ih mich raſch, da kommt man mit Grübeln und Kritteln nicht vorwärts. Sei vernünftig, Adolph, es geſchieht Dir da= dur< kein Nachtheil —“

„Vater!“ rief Adolph vorwurfsvoll.

„Auch das muß beſprochen werden,“ plauderte der alte Herx weiter. „Sollte -es ‘dahin kommen, daß i< mich wieder verheirathe, ſo muß ih für meine Zukünftige ſor= gen, aber ih fann dazu etwas zurüd>legen, Wenn Du Frau Habel ſehen wirſt, wirſt Du finden, daß ſie keine großen Anſprüche macht.“

„Jh glaube das, Vater, wäre es aber anders, ſo hätte