Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Strecäfuß. 1

Unterſtühung entzog? Eine traurige, kümmerliche Exiſtenz, ein Leben voll Sorge und Noth. Eine Penſion von dreiz hundert Thalern, die aus den Gutserträgen zu zahlen waren, ſicherte das harte Hausgeſeß des Oſternau’ſchen Majorats der Wittwe des früheren Majoratsherrn, die Töchter hatten gar feine Anſprüche. Auf dieſe karge Wittwenpenſion wax Frau v. Oſternau angewieſen, Ver= mögen beſaß ſie nicht, das, welches Herr v. Oſternau für Frau und Tochter geſammelt hatte, war verloren. Bot unter dieſen Verhältniſſen niht in der That eine Ver= bindung zwiſchen dem Lieutenant und Fräulein Lieschen die größte Sicherung für ſie und ihre Mutter? Erſchien es nicht faſt als ein Aft der Großmuth, daß der jebige Majoratsherr ſeine Hand dex armen Tochter ſeines Vor= gängers bot? Jh duxfte den mix exrtheilten Auftrag nicht zurü>weiſen, i<h mußte ihn zur Ausführung bringen.

Ich that es mit ſ{<hwerem Herzen. Frau v. Oſternau und Fräulein Lieschen erwarteten mi<h ſchon, als i< na< dem Pfarrhaus zurücffehrte, die Kunde von der Ankunft des Lieutenants war bereits zu ihnen gedrungen. J<h mußte ihnen über meine Unterredung mit dem Lieutenant berichten, und ih ſ<hwöre Jhnen zu, Herr v. Exnau, ich that es mit dem beſten Willen, ganz parteilos zu ſein, dur<h fein Wort den tiefen Widerwillen zu verrathen, den mix dieſer Menſch mehr wie jemals einflößte. Jh mühte mich redlich, meine eigenen Gefühle zu unterdrücen, und i< bin überzeugt, daß es mix gelungen iſt ; vielleicht bin ich ſogar in dem Wunſche, unparteiiſch zu ſein, zu weit gegangen, vielleicht habe i<h zu anexfennend ſein