Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

148 = — Höheres Walten.

die Mädchen grob und fre<h gegen mi< waren, haſt ſie vielleicht ermuntert, fich von mix ni<hts gefallen zu laſſen. Haſt wohl mit Herrn Adolph den ſchönen Plan berathen, dex mi< überflüſſig maht? Wer iſt denn die ſchöne Dame, welche mi erſehen wird und die Gabe hat, mit frechen Perſonen ſih zu verſtändigen ?“

Holzbrecher ſtörte die Schweſter nicht darin, thre Bit= terkeit auszulaſſen, er hatte ſi<h auf einen heftigeren Aus= fall gefaßt gemacht, wax auch an dergleichen gewöhnt und blieb daher ruhig. „Liebe Minna,“ ſagte ex, als ſie ge= endet, „wix haben das Thema ſchon oft beſprochen, wix einigen uns nicht darüber, ih ſage Dix au< nohmals, daß ih Dir keine Vorwürfe machen will, aber ih erkläre Dix, daß ih diesmal unabänderliche Entſchlüſſe gefaßt habe und meinen Willen durchſeßen werde. Du ſollſt bez quemex, angenehmer leben, als bi8her, Du ſollſt nicht die geringſte Urſache haben, mit der Aenderung, die ih vor= nehme, unzufrieden zu ſein.“

Minna lachte höhniſch auf. Die lebten Worte Holz= brecher’s vermehrten ihre Wuth nux, ſie ſagte ſich, der Bruder tolle ſie duxch ſolche Verheißungen nur beſchwichtigen, ſie nachgiebig ſtimmen, ſpäter werde er dieſelben nicht halten, und ſelbſt wenn er ſie erfüllen wolle, es nicht können. Wax ſie niht mehr die Herrin im Hauſe, fühlte fih Holzbrecher behaglicher, wenn ihm eine Andere die Wirthſchaft führte, ſo lag es nahe, daß er Alles daran ſeßen würde, Jene an ſi zu feſſeln, daß er bei einem Zwiſte zwiſchen der Fremden und ihr die Partei der Fremden ergreifen würde. Minna wußte es, daß ſie ſich