Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 151

Shnen anzunehmen ih zu ſtolz bin. Neben dieſen Bez deufen beſchäftigen mih no< andere, deren Erörterung überflüſſig iſt, da ſchon die erwähnte Betrachtung genügt, mich zur Ablehnung Jhres Vorſchlages zu beſtimmen. Empfangen Sie no<hmals ‘den Dank und die Verſicherung der Hochachtung Jhrex exgebenſten Marie Habel.“

Ein Lächeln ſchadenfrohen Triumphes glitt über die gerötheten Wangen Minna's, als ſie den Brief wieder in das Couvert lege und leßteres mit einem Siegel ver= \<loß, zu dem ſie die untere Bodenfläche einer Nadelbüchſe als Petſchaft verwandte, aber die erſte Freude konnte die Unruhe doh niht aus ihrem Herzen verdrängen — die Briefſtellerin ſpielte vielleiht nur die Spröde, um ſi{< bitten zu laſſen und günſtigere Bedingungen zu erpreſſen.

Se länger Minna über den Brief nachdachte, um ſo mehr miſchte ſi<h tiefe Bitterkeit in ihre Unruhe. Fhr Bruder war alſo nicht verlo>t worden, ex wax ihrer ſo ſatt, daß ex eine Andere geſucht, die ihre Stelle einneh= men ſolle, ex hatte bei einer Fremden darum gebettelt, daß ſie ſein Hausweſen leite, und derſelben wahrſcheinli<h geſagt, welche Klagen ex über ſeine Schweſter habe. Es fochte in ihr von Bitterkeit und Haß. Jhr Bruder war geſund, ex fühlte niht, was Schmerzen und Hilfloſigkeit bedeuteten, ex hatte fein Mitleid mit ihx, ſie wax ihm eine Laſt — gab ex ſih aber exſt in ſremde Pflege, dann war es ſicher, daß die ſchlaue Intrigantin ihn bald dahin brachte, ihr ein Erbe zu verſchreiben, ihx zu geben, wo=-