Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

PODE Höheres Walten.

na< ihr Hexz verlangte, und die Schweſter mit einem Almoſen abzuſpeiſen.

Holzbrecher kehrte zurü>. Er war in beſſerer Stim-= mung, er hatte ein Mädchen mit guten Atteſten gefunden, deren Acußeres auf ihn einen günſtigen Eindru> gemacht, und dieſelbe wollte in zwei Stunden zuziehen. Er wie= derholte der Schweſter ſeine Ermahnung in freundlicherem Tone, da reichte ſie ihm den Brief. Er erbrach das Sie= gel, ohne daſſelbe zu betrachten, die Frauenhandſchrift ließ ihn ahnen, von wem das Billet komme, und Minna be-= obachtete mit heimlicher Schadenfreude, wie ſi< Enttäu= [hung und Niedergeſchlagenheit in ſeinem Antliß malten.

Sie war boshaft genug, ihn zu fragen, ob er eine unangenehme Nachricht erhalten habe. Argwöhnte Franz die Schadenfreude, oder mochte er ihr den Triumph nicht gönnen, die fehlgeſhlagene Hoffnung mit ihr zu beſpre= chen — ex gab’ keine Antwort, er ſchritt in ſein Arbeit8= fabinet und ließ ſi<h dort in einen Seſſel nieder, um darüber nachzudenken, was ex in der Sache thun könne. Minna lauſchte an der Thüre. Er hatte den Brief zu ſich geſte>t, ſie hörte aber niht, daß er den Schreib= tiſh öffnete, um eine Antwort aufzuſeßen. Lange Zeit blieb es völlig ſtill im Kabinet, plößlih hörte ſie, daß er auſſtand, und gleih darauf wurde der eiſerne Geld= ſhrank aufgeſchloſſen, Minna hörte, daß Franz einen BVlechkaſten herausnahm, in welchem er Werthpapiere bez wahrte, und dieſen auf einen Tiſch ſehte, um ihn zu öff= nen. Ex ſuchte Papiere heraus, ſie hörte das Kuittern derſelben, um ſich aber über ſein Vorhaben zu vergewiſſern,