Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

KriminalNovelle von E. H. v. Dedenroth. 153

trat ſie plöuli<h in das Kabinet und ſtellte eine gleich= giltige Frage. Da ſah ſie, daß er einige Werthpapiere abgeſondert bei Seite gelegt. Sein Erſchre>en bei ihrem Eintritt, die Heſtigkeit, mit der er ſie abfertigte und ſie erſuchte, ihn niht zu ſtören, beſtärkten ihren Argwohn, daß er Geld herausſuche, um Frau Habel anderen Sinnes zu machen — zu welchem anderen Zwe>e hätte er ſonſt noh des Abends Geld ausſortiren ſollen?

Der Argwohn Minna’s ward zur Gewißheit, als Franz einige Minuten ſpäter aus dem Kabinet trat und es ſeiner Bruſttaſche anzuſehen war, daß er das Porte= feuille mit Papieren angefüllt habe, ſi<h dann aber auch anſchi>te, abermals auszugehen. Aus ihren Augen glühte die Leidenſchaft, ihre Stimme bebte, als ſie ihn fragte, ob er no< ausgehen wolle und wozu ex Geld eingeſte>t habe.

„Bekümmere Dich nicht um mi,“ verſeßte er gereizt, „ſondern darum, daß Du das neue Mädchen wohlwollend empfängſt. Sollte Adolph kommen, ehe ih wieder zu Hauſe bin, ſo ſage ihm, er ſoll mich erwarten, laſſe Feuer anmachen, damit wix einen Punſch haben.“

Franz ſprach dieſe Worte kurz, ſ{roff, in befehlendem Zone. Es war unleugbar eine Veränderung mit ihm vorgegangen, ſo hart hatte er ſi<h Minna gegenüber nie ge= zeigt. War es au< nux die Folge ſeiner Stimmung, daß er alſo auftrat, ſo hatte Minna doh das Gefühl, dies ſei nur der Anfang von Schlimmerem; Schreen, Angſt und wilde Wuth verzerrten das Antliß der Kranken.

„Warte,“ fnirſchte ſie, „warte!“ Und während es düſter aus ihrem Auge ſprühte, ballte ſi die magere