Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

14 - SUE Malten.

Fauſt, und die ſiehe Geſtalt ſchnellte empor wie eine Schlange, die man getreten. „Ah,“ murmelte ſie, ihm na&ſchauend, obwohl ex längſt das Gemach verlaſſen, „Du wirfſt die Maske ab, Du denkſt, daß ih ein Wurm bin, der ſich fügen muß? Du troßzeſt, weil Du reich biſt und geſunde Glieder haſt, wollen ſchen, wie Du trähſt, wenn Dich Schmerzen plagen, wenn Dix das Siechthum die Glie= der lähmt.“

Sie ſ{leppte ſi< in die Vorrathsfkammer, ſie glih in dieſem Moment einer Hexe, der Haß verzerrte ihre Züge. Sie nahm aus einem verſchloſſenen Kaſten eine fleine Düte, welche mit der Bezeichnung „Gift“ verſehen war und das Bild eines Todtenkopfes trug. „Das iſt füx Ratten,“ murmelte ſie, „es wird Dich auh mürbe machen. Denkſt Du, ih werde zuſehen, wie Fremde Dich ausplündern, und mix ein Stü> Brod hinwerfen laſſen ? Verrvechnet, Herx Franz! Jh bin kein elender Wurm, der fi treten läßt.“

Sie \{li< wieder in das Wohnzimmer zurü>. Wie Krallen hielten ihre mageren Finger krampfhaft die kleine Düte umſpannt, ihre Erregung war ſo furchtbar, daß ſie, als ſie ihren Seſſel erreicht, wie ohnmächtig zuſamnten= brach und geraumer Zeit bedurfte, ſich von ihrer Erſchlaf= fung zu erholen. Aber der düſtere Entſchluß, der thre Seele gepadt, dux<flammte ſie und ſchien ihr neue Kräfte zu verleihen; als es draußen ſchellte, vermochte ſie zu öffnen und ihre innere Erregung zu verbergen.

Das neu engagirte Mädchen meldete ſich zum Antritt ihres Dienſtes.