Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

158 Höheres Walten.

Auge flüchtig auf, als habe ihr Blik ihn bemexrft und als habe ſie das Auge raſch wieder geſ<loſſen.

„Schien Sie den Krankenwärter des Verſtorbenen zum Arzte,“ ſagte er, in's Zimmer tretend, und ſein Auge blicte forſchend umher, er ſchien ſi< weniger für die Kranke zu intexeſſixen, als für die Gegenſtände im Zimmer. Es entging ihm nicht, daß die Kranfe ab und zu krampfhaft zuſammenzu>te. Ex beugte fi<h plöglih nieder und beſah die unter dem Bette ſtehenden Pan= toffeln der Kranken. Dex eine derſelben ſchien ſein Ju=tereſſe beſonders zu beſchäftigen, denn er febte ihn niht wieder an Ort und Stelle, ſondern ex behielt ihn in der Hand, hielt ihn aber ſo, daß die Kranke nicht bemerkte, daß er ihn mit ſi< nehmen wolle.

Ex trat an's Fenſter und den Rütten dem Bette zu= gewandt, ſchlug ex den Pantoffel vorſichtig in ſein Täſchen= tu ein und ſte>te ihn in die Taſche. „Es wäre gewiß gut,“ ſagte er zu dem Dienſtmädchen, als dieſes zurüd= fehrte, „die Kranke umzubetten, ſobald ſie aus ihrer Ohnmacht erwacht. Man braucht nur einige Kiſſen dort auf das Sopha zu legen. Ste wird die wenigen Schritte gehen fönnen. Jh verlaſſe inzwiſchen das Zimmer.“

Die Kranke wax do<h wohl nicht ohnmächtig, denn ſie {lug jezt das Auge auf. „Jh kann nicht gehen,“ ſagte fie mit matter Stimme, aber es war doh Schärfe im Tone. „J< will in meinem Bette bleiben, es hat mir Keiner etwas zu befehlen.“

„Ah,“ lächelte Teiner, „Sie können reden! Dann bitte ih Sie, mir zu ſagen, welche Veranlaſſung Sie