Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal:Novelle von E. H. v. Dedenroth. 161

- „Nein,“ antwortete ſie haſtig. „Wie ſollte ih das? Ich trinke bei Tage nie Zuckerwaſſer.“

„Beſinnen Sie ſich. Haben Sie die Schal nicht aus dem Vüſffet genommen? Vielleicht als Sie auf Ihrem Krankenſtuhl ſaßen.“

Minna ward bleich und roth. „Nein,“ rief ſie. „Jh bin gar niht beim Büffet geweſen. Jc fonnte mich kaum auf den Füßen halten.“

Teinex bra das Verhör ab. Er kehrte in das Wohnzimmer zurü>, wo Adolph ſeiner harrte. Er warf einen ſangen prüfenden Blik auf den jungen Mann, aber dieſer zeigte weder Verwirrung, noh auffällige Unruhe.

„JO muß den Geldſchrank Jhres Herrn Vatexs unter Siegel legen,“ ſagte der Kommiſſär, „ih muß Sie fernex bitten, mi<h auf's Gericht zu begleiten, damit Sie dort Jhre Ausſagen zu Protokoll geben.“

Adolph antwortete, daß er ſi<h jeder Anordnung des Beamten ſüge. Als Teiner die angedeutete Arbeit vex= ritet, erſchien der Arzt. Dex Beamte nahm denſelben bei Seite, die Antworten des Arztes auf ſeine Fragen ſchienen ihn zu befriedigen, denn er forderte Adolph ſehr bald auf, ihm zu folgen. Während Adolph im Vorzimmer des Bureau's der Staatsanwaltſchaft weiterer Beſtimmungen harrte, meldete Teiner dem Staatsanwalt das Reſultat ſeiner Forſchungen.

„Dex Rentier Holzbrecher,“ ſagte ex, „wax unzufrieden mit der Leitung ſeines Haushaltes und hatte die Abſicht, dieſelbe ſeiner Schweſter abzunehmen und der Frau Habel zu übertragen. Ex entnahm aus ſeinem Geldſchrank eine

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd, YT. ILE