Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. 169

zut verſprechen und alle Bedingungen einzugehen, die ſie ſtellen werde, ja, als Holzbrecher ſie verlaſſen und ſie alle Müglichkeiten exwog, die ſein Benehmen erklären konnten, fam ihr auh dex Gedanke, daß er vielleicht entde>t, wie ſein Sohn Jutereſſe für Bertha gefaßt und in der Abſicht, eine weitere Annäherung zu verhindern, ſie und ihre Tochter in eine abhängige Lage von ſeiner Perſon bringen, ihr als Preis dafür, daß Bertha ſeinen Sohn zurücweiſe, eine be= hagliche Exiſtenz bieten wolle.

Die Mutter hatte im Herzen ihrer Tochter geleſen, hatte erfannt, daß jener wunderbare Hauch, welcher dem Daſein des Weibes den ſ{hönſten Duft verleiht, das Herz ihrer Tochtex berührt. Frau Habel hatte vor dem Ge= danken gebebt, dur< Annahme des Engagem:nts ihx Kind der Gefahr auszuſeßen, vielleicht das Opfer eines tändelnden Spiels zu werden, mit welchem reiche junge Männer wie Schmetterlinge eine Blüthe umgaukeln, Hoffnungen erwe>en, an deren Erfüllung ſie niht denken. Jet aber exſchien es ihr wie bitterer Hohn bei dem Gedanken, Holzbrecher fürchte, ſein Sohn könne den Bli auf ein armes Mäd= chen werfen und ex wolle Bertha’s Mutter in ſeinen Dienſt nehmen, in Abhängigkeit von ſeinem Willen bringen, damit Adolph über ſeine Wahl erröthe.

Die ſtolze Armuth iſt argwöhniſ< und empfindlich. Das Anerbieten eines Pfandes von dreitauſend Thalern erſchien wie eine Art Beſtechung oder gar wie eine Ab= findung, die Ausſicht, dieſe Summe zu erhalten, ſollte Frau Habel bewegen, ihre Tochter zu veranlaſſen, auf etwaige Hoſſnungen, die ihr der Sohn Holzbrecher's ge=