Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E. H- v. Dedentoth. 175

„Ja,“ ſagte er nah einer Pauſe, „es iſt hier ſchier, der Pſlicht zu gehoren. Sie gebietet, Jeden, auf den ein Argwohn ſallen kann, daran zu hindern, daß ex die Spuren ſeiner That verwiſcht, daß er mit ſeinen Mit= ſ<uldigen Verabredungen trifft. Dieſe Pflicht iſt entſeß= lich grauſam, wenn ſie einen Unſchuldigen trifft. Aber wo iſt eine andere Spur zu finden? Die kranke Schweſter des Ermordeten iſt ſtarf verdächtig ſie war aber ohn= mächtig ohne Helfer. Der Ermordete iſ auf dem Wege von Jhnen na< Hauſe betäubt und beraubt worden. Es iſt faſt zweifellos, daß dieſes Verbrechen das größere vor= bereiten, den Argwohn auf Fremde leiten ſollte. Nux die Schweſter, der Sohn des Ermordeten und Sie, Frau Habel, fonnten Kenntniß davon haben, daß der Rentier eine bedeutende Summe Geldes bei ſih hatte. Den erſten Beſten fällt kein Straßenräuber an, Derjenige, der den Rentier betäubte, wußte, daß der Raubanfall ſich der Mühe lohnte. Die Arſenikvergiftung ſpäter i dann wieder leicht dadur< zu exklären daß der Mörder gedacht, die Schuld werde auf den unbekannten Straßenräuber geſchoben werden.“

„Darf ich eine Bemerkung machen,“ nahm Frau Habel, die in großer Erregung den Bemerkungen des Beamten gelauſ<t, das Wort. „Z< habe etwas geſehen, es iſt vielleihi niht von Bedeutung, aber es war mix auffällig.“

„Jh bitte, reden Sie,“ verſeßte Teiner, „das Geringſte iſt bei derartigen Unterſuchungen von Bedeutung.“

„Herr Holzbrecher,“ berichtete Frau Habel, „zog den Brief aus der Taſche, den ich an ihn geſchrieben, derſelbe