Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal:Novelle von E: H. v, Dedenroth. 177

urplößli<h Bertha's Hand ergreifend, als wolle er ſie zwingen, ihn anzuſchauen, das Wort an dieſe. „Geſtehen Sie die Wahrheit,“ rief ex, „Sie haben den Sohn des Rentiers von dem Schreiben Jhrer Mutter benachrichtigt.“

Bertha erſchrak ſo heſtig, daß ihre Verwirrung den Argwohn des Beamten beſtärken konnte, ſie fand keine Antwort auf eine derartige Beſchuldigung, welche den [{limmſten, verleßendſten Vorwuxf errathen ließ, und es vermehrte ihre Verwirrung, daß die Mutter ſie beſtürzt und erſchro>en anſtarrte, als zweifle auh ſie an ihrex Tochter.

„Geſtehen Sie,“ herrſchte der Kommiſſär. „Zh will glauben, daß Sie ſich bei der Sache nichts Böſes gedacht, daß der junge Holzbrecher Jhr Vertrauen gemißbrauc<ht. Ex hat von Jhnen erfahren, daß ſein Vater Jhrex Mutter Geld angeboten, Sie haben ihn von allen Vorgängen un= terrichtet.“

War es die harte, drohende Sprache des Beamten, die Bertha exrſchre>te, und gleichzeitig das Gefühl hervorrief, in einem gewiſſen Grade ſeinen Vorwurf zu verdienen, denn ſie hatte ja mit Adolph über die Angelegenheit geſprochen, genug, în ihrem Antliß málte ſi<h ein Geſtändniß der Schuld; ihr Erbleichen, der Ausdru> der Angſt, der Verwirrung, der Beſtürzung, Alles vereint war für den Kriminaliſten eine Schrift, in der er ſi nicht täuſchen zu önnen glaubte, und Teiner lächelte ſpöttiſch, als ſie endli< Worte fand, den Vorwurf zurü>zuweiſen.

„Die Unterſuchung wird die Wahrheit an den Tag

Bibliothek, Jahrg. 1884, Bd, VT, - 12

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