Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

180 Höheres Walten,

gefehrt, und doh hatte ſein Ohr ihn nicht täuſchen können. É

„Was war das?“ fragte ex, ſeinem Auge-nicht trauend. Waren die beiden Frauen ſolche Meiſter in der Verſtel= lung, daß ſie ſi< den Anſchein geben founten, als hätten fie ſich niht bewegt, und doh hatte Cine einen Schrei ausgeſtoßen, weil ihr ein Glas oder eine Flaſche entfallen und zerbrochen!

„Das Geräuſch war nebenan ,“ erklärte Frau Habel mit Ruhe, „man hört hier Alles ſehr deutlich, denn dort iſt eine Thüre nux mit einer Tapetenwand verkleidet.“

Frau Habel hatte keine Ahnung, vie folgenreich dieſer Zufall fein ſollte. Hätte das Geräuſch eine Minute ſpäter ſtattgefunden, ſo wäre der Beamte auf- dex Treppe geweſen, hätte es niht mehr gehört. Jeht wurde aber

_auch die Thüre des Nebengemachs nah dem Korridor geöffnet und ein ſcharfer Geruch drang aus dem Zimmer in den Flux.

Dex Beamte ward ſtußig. Man hörte jedes Geräuſch, alſo auch jedes laut geſprochene Wort durch eine Tapeten= wand, und aus dem Gemach neben der Wohnung der Frau Habel drang der ſcharfe Geruch flüchtiger Gaſe.

Eine Frau trat mit dem Beſen in der Hand auf den Korridor hinaus. Es war die Wirxthin dex Chambrez garniſten, ſie hatte beim Ausfegen der Stube mit dent Beſen an einen Kaſtèn geſtoßen, der unter dem Bette ihres Miethers ſtand, aber früher einen anderen Plaß ge= habt, weshalb ſie ihn dort nicht vermuthet. Durch das An= ſtoßen an den Kaſten aber hatte ſie eine Flaſche zer=