Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Von Friedrih Zimmermann, : 233

Lehre predigen und Eure Mahlzeit vor den Thüren erbetteln.“ Jedes Eigenthum, außer den ſoeben angeführten Gegen= ſtänden, iſt dem buddhiſtiſchen Geiſtlichen zu beſißen untex= ſagt. Geld darf er ni<t einmal anrühren, ex ſoll unter freiem Himmel ſ{<hlafen und nux während der Regenzeit bei den Gläubigen Aufnahme begehren. Aus dieſer lebteren Regel ſind übrigens ſpäter die buddhiſtiſchen Klöſter entſtanden, deren es no< heutzutage viele Tauſende gibt.

Daß natürli alle weltlichen Vergnügungen ängſtlich zu vermeiden ſind, verſteht ſi<h von ſelbſt. Nach dex Mittagszeit darf ni<hts mehr gegeſſen werden, denn aus dem vollen Magen entſpringen ſündige Begierden. Da= gegen find ſ{<merzhafte Selbſtpeinigungen unndöthig, es genügt, ein Leben freiwilliger Armuth, Demuth, Keuſchheit, Enthaltſamkeit von jeglicher Weltluſt und Barmher= gigteit gegen ſeine Mitgefchöpfe zu führen. Die Kardinal= tugend des Buddhizmus iſt das Mitleid, unbegrenztes Mitleid mit allen lebenden Weſen, ſowohl mit Menſchen ivie mit „unſeren geringeren Brüdern“, den Thieren. Ein Thier, ſei es au nur ein Inſekt, zu tödten, gilt als eine ſchwere Sünde, die in einer folgenden Geburt durch gleiches Leiden abgebüßt werden muß. Fleiſ<hnahrung iſt infolge deſſen auh dem Buddhiſten ein Greuel, und Thierquälerei in buddhiſtiſchen Landen etwas Unerhörtes.

Viel Werth wird no< auf die Meditation und Beſchaulichkeit, ſowie auf das Studium de3 Geſeßes gelegt. Der Sramana (Enthaltſame) ſoll ſi niederſeßen und ſich