Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Stre>fuß- D

eigenthümliche Beklemmung, dies Alleinſein exſchien ihm faſt ivie ein Unrecht, obgleich niht ex, ſondern der Zufall es herbeigeführt hatte, und dies Gefühl ſteigerte ſich, als jeßt Bertha, nachdem faum die Thüre hinter den Fortz gehenden geſchloſſen wax, ſich zu ihm neigte und thre Hand auf die ſeinige legte, als die leiſe Berührung dur< die fleine weiche Hand ihn eleftriſ< dur<zu>te, ihm da2 Blut heftiger pulſiren machte.

Wie wunderbar ſ{ön war ſie, als fie thn ſo ſüß bittend anſchaute, als ein zauberiſ< liebliches Lächeln ihren roſiz gen Mund umſpielte! Wie ſanft und freundli<h flang ihre Stimme, als ſie no< weiter ſi< zu ihm beugend, ſo daß er faſt den Hauch 1hres Athemsz fühlte, leiſe ſagte:

„Herr v. Exrnau, zürnen Sie mix noh?“

„Weshalb ſollte ih Jhnen zürnen, gnädige Frau?“ exiviederte Egon, ſich zu dieſer ruhigen Gegenfrage zwin= gend, der leiſe Drucé der zarten Finger auf feine Hand verwirrte ihn, er mußte ſeine ganze Willenskraft aufbieten, um niht dieſe reizende Hand zu ergreifen und mit glühen= den Küſſen zu bede>en.

„Ja, Sie zürnen mix, i<h fühle, ich weiß es,“ fuhr Berthä fort. „Sie gedenken no<h immer der Vergangen= heit, obgleih i<h Sie ſo dringend gebeten habe, und Sie mix verſprachen, ſie zu vergeſſen. Aber kann man wohl ver= geſſen? Auch ich fann es niht. War ‘es doch die Exinne= rung an die längſt vergangene, traurige, ſchöne Zeit, die mix die Ruhe geraubt hat in den leßten Tagen! Die Erinne= rung an das Bewußtſein meiner Schuld gegen Sie, dieſer Schuld, die ih wahrlih ſ<hwer genug büße. J<h kann