Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

1A Unſichtbare Hände. SE

„Sedes neue Werden bringt ſeine Stürme mit fich,“ entgegnete die alte Dame, „im großen Kos3mos ſowohl wie in dem fleinen unſeres Herzens. Aber nah allen Gez wittern tritt ein friſhes Blühen und Prangen ein — und ſo denke ih, fannſt Du den Sturm ‘draußen als ein Sinn= bild dafür begrüßen, daß au< in Dir nach den leßten trüben Creigniſſen von Neuem die Blüthen ſprießen werden.“

Lucia drüctte leiſe die Hand dex feinfühligen Tante. Frau v. Sporken hatte, um auh äußerlich ihre Stellung dex Waiſe gegenüber herzlicher zu geſtalten, dieſe gebeten, ſic „Tante“ zu nennen und mit dem vexrtraulicheren „Du“ anzureden, wie auch ſie dies leßtere that, trohdem Beide nicht mit einander verwandt waren.

„Dein gutes Herz weiß aus Allem das Beſte und Schönſte herauszuleſen, Tantchen,“ ertviederte Lucia; „doh ih gebe Dir Recht, jeder Schmerz, und ſelbſt der größte, muß endlich einmal Linderung finden, das iſt das etvige Geſeh der Natur. J< werde hoffentlich bald wieder gänzz li geſunden und dann führen wir den am Krankenbette beſprochenen Entſchluß aus: wix reiſen in die Welt hin= USEN

Frau v. Sporken ni>te. „Gewiß, mein Kind, ih bin ganz damit einverſtanden. Es kann nur gut für Dich ſein, wenn Du auf längere Zeit die Stätte verläßt, an der È0 viele Erinnerungen die alten Wunden immer wieder eL= neuen. So Gott will, ſuchen wir den Sommer über ein kleines ſtilles Küſtenbad auf und verleben den Herbſt dann in dex Schweiz oder in Ftalien .….“ Die Tante hatte, wäh-