Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. E 10S

rend Lucia am Frühſtü>stiſche Plaß genommen, Sohanna einen Wink gegeben und dieſe brachte ihr nun aus dem Nebenzimmer die von Faunen gehaltene fleine Bronzeſchale, in welcher die Viſitenkarten aufbewahrt wurden. „Sieh, Herzchen,“ fuhr ſie dann fort, „wie Viele Deiner gedacht haben, als Du mit böfen Fieberträumen auf Deinem Lager rangſt! Alle die Damen und Herren, deren Namen Du auf dieſen Karten liest, ſandten zu mir, oder ſprachen þer= ſönlih vor, um ſi< na<h Deinem Befinden zu exfundigen.“ Ein glüclihes Lächeln flog über des Mädchens Züge, „D, wie mi das freut — wie mich das freut!“ twieder= holte fie mehrfa<h und ſtudirte aufmerkſam jede einzelne Karte; „i< Hätte nie geglaubt, daß i<h auf ſo viel Anz hänglißkeit und Liebe re<hnen dürfte! =, Auguſt Dreyfuß, töniglicher Kommerzienrath“ — ,„Kommerzienräthin Thereſa Dreyfuß, geborene Klappberg* — „Anna Bürger“ — alſo au< die ganze fommerzienräthliche Familie war hier! Und un=mittelbar daneben die Karte „Hans Döring, Premierlieutenant im erſten Garde=Feld=ArtilleriezRegiment“ — ſollte das etivas zu bedeuten haben? Mir ſcheint es beinahe, als ſei zwiſchen Aenny und dem blonden Artilleriſten irgend etwas im Gange, ſeitdem der Rath die Beiden bei ſeiner Sylveſterfeſtlichteit im vergangenen Jahre neben einander ſete. Du kennſt den Lieutenant auh, Tantchen ?“ „Flüchtig nux, Herzchen! Er wurde mix einmal bei Dreyfuß vorgeſtellt, hat aber einen günſtigen Eindru> auf mi gemacht. Es ſollte mi freuen, wenn Aenny eine Neiz gungsparthie ſ<hließen dürfte, ſie verdient es, denn ſie iſt wixk= lich ein vortreffliches Mädihen; leider fürchte ich, der Rath Bibliothek. Jahrg. 1884, Bd. VIL. 8