Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von F. v. Zobel 117

tereſſe erregen dürfte. Dein Vetter Herbert war geſtern früh hier, exiſt ganz nah Bexlin übergeſiedelt und wollte Dir ſeine Antrittsviſite abſtatten.“

Lucia’s Mund kräuſelte ſih ein wenig ;_ ſie wax dem Vetter, über den ſie bisher nicht viel Gutes erfahren, um ſo tveniger gewogen, weil er ſi<h in den erſten {weren Zrauertagen ſo gut wie gar nicht um ſie bekümmert hatte. Sie unterdrüd>te indeſſen die etwas ſpiße Aeußerung, die ſie auf der Zunge trug und entgegnete nux kurz: „Jh würde mich ſreuen, wenn ex hier mehr Erfolge erzielen tönnte, als er ſie bisher aufzuweiſen hatte. Bis jeht hat er dem Namen Ha>ertzSelchern wenig Ehre gebracht.“

„Er iſt ein junger Menſch und wird fih austoben, ſo wollen wir wenigſtens hoffen. Jh konnte ihn nur flüchtig : ſprechen, habe aber den Eindru> gewonnen, als ſte>e no< viel gäbrender Moſt in ihm, der ſi< erſt abſondern muß. Er iſt Dein nächſter Verwandter, Lux, ich ſ{<hlage Dix vor, daß wix ihn hin und wieder einmal zu uns bitten — sans gêne natüxrli<h, da wir ja größere Geſellſchaften nicht geben fönnen und wollen.“

„Wie Du meinſt, Tantchen,“ erwiederte Lucia kopf= ni>end, „ih ſtelle das Alles Deinem Ermeſſen anheim.“ Sie erhob ſi, trat zur Tante heran und beugte ſich zärt= lich über ſie. „Haſt Du auh nicht vergeſſen, was Du mix verſprochen haſt?“ fragte ſie in bittendem Tone.

Frau v. Sporken ſtri<h mit ihrer weißen kühlen Hand dem Mädchen über die Wange. „Du willſt die Zimmer Deines Papa's ſehen, Herzchen, ih weiß wohl, nur fürchte ih, daß Du noh zu ſhwa< ſein wirſt, um die dabei